1. Der Bergsee


    Datum: 15.11.2022, Kategorien: Schamsituation Autor: Anonym

    ... ich sie zu fassen. Wir küssten uns innig. Inniger als vorhin, die letzte Bastion jeglicher Konventionalität war gefallen. Glitschig rieben sich unsere zwei Körper aneinander. Kühl und doch warm.
    
    Ob es wirklich zur Kopulation kam, vermochte ich nicht zu sagen, zu sehr war alles das mich umgab, naß und warm, und von solcher Erregtheit durchzogen, dass mir gar schwindelig wurde. Dieser Moment voller schwülstiger Schwüle schien Ewigkeiten zu dauern. Hehre Liebe und Geborgenheit gab mir dieses junge Ding.
    
    Dabei wollte ich doch nur ein wenig Amüsement haben....
    
    Wir trieben in der sachten Strömung vom Ufer, so eng umschlungen, wie wir da schwammen. Ich holte tief Luft und glitt auf das Rückrat. Einen kurzen Augenblick noch, dann ließen wir uns los. Ihr fröstelte und so entschwand der reine Körper meiner kleinen Freundin, stolpernd auf den spitzen Steinen, zum Ufer.
    
    Ich blieb im Wasser, obschon es mich plötzlich ekelte, das Ungeziefer, die Bläschen auf dem braunen Wasser, das faule Blinken der Sonne, ein Himmel voll Gemüse, wenn man rücklings im Wasser lag und hinaufblickte,...Langsam stieg nun auch ich aus der trüben Brühe.
    
    Leere war in mir. Ich war satt. Ich war fürs Umkehren.
    
    Doch sie säumte. Es gäbe da so ein Bild von Turner, der Sonnenuntergang sei hier so beautiful.... Ich wurde weich, beschloss mein Rollenspiel (war es denn noch eines?) zu ...
    ... verlängern, und wir gingen zurück ins grüne Gras, unser weiches Bett hier draußen am See. Rostig färbte der stürzende Stern den Abendhimmel.
    
    Es dämmerte.
    
    Die Nacht brach herein. Sol war niedergegangen, mit seinem lichtbespannten Wagen. Ein letztes blutrotes Glühen der Zacken, dann urplötzlich, in wenigen Minuten, Dunkelheit.
    
    Wir nahmen uns in den Arm, meine kleine Engländerin und ich und suchten angestrengt den Polaris. Der Himmel strahlte. Es war dunkel gegen die Sterne, die ihn weiß durchwirbelten, aber doch: Er strahlte; es war, als verhüllte dort ein samtener Vorhang ungeheures Licht, als wären die sprühenden Sterne nur Luken und Ritzen, durch die jenes unbeschreiblich Helle vorglänzte.
    
    Große Freude überkam mich nochmals, ich wollte mich hinlegen, den Blick hinauf zu den weißen Hieroglyphen, und nie Gewagtes Träumen. Den Arm hatte ich um sie geschlungen, mein warmes Bündel, dessen Augen mit dem Firmament um die Wette strahlten.
    
    Es begann zu rauschen, ein Lüftlein wehte durch die Bäume am Ufer, es wurde kalt.
    
    Nach wenigen glückseeligen Minuten waren wir gezwungen aufzustehen. Es hieß wohl Abschied nehmen. Vom Wasser. Von der Hoffnung. Von der Lust.
    
    Beide drehten wir uns zum umweht-unruhigen See, und wie Ambra tranken wir, aufsteigend aus der Tiefe, den süßlichen weichen Wind, der vom Lande her über die Wellen wehte.
    
    Der "pretender" war geschlagen! 
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