Weeslower Chroniken V - 2002 - Jasmin - Kapitel 7 - Der Tanz
Datum: 02.08.2023,
Kategorien:
Schamsituation
Autor: nudin
Später gab es im Festsaal kurze Ansprachen des Ministers, des Landrats und von Weber, dann bat man zu Tisch. Weber und der Minister verschwanden kurz zum anschließenden Pressegespräch.
Jasmin wurde beim Essen eingerahmt vom Landrat und von Aron, ihr gegenüber saßen Daniela und ihre Chefin Louise. Der Landrat, ein dicker, jovialer Möchtegern-Provinzfürst, stierte ständig in ihren tiefen Ausschnitt und wurde ab und an richtig anzüglich im Gespräch. Doch diese unangenehmen Momente fanden glücklicherweise ein Ende, da er zum Pressegespräch anstelle des Ministers, der schon abreisen musste, geholt wurde.
Stattdessen nahm Weber, als er von seinem Teil des Interviews zurückkam, einfach dessen Platz ein und ließ sich einen neuen Teller bringen. Im Vergleich zu dem Weber, den Jasmin in der Zeit vor dem Foto-Shooting kennen gelernt hatte, schien das hier ein ganz anderer Mensch zu sein. Er war äußerst aufmerksam und charmant und ließ die Unterhaltung mit ihr nie abbrechen, selbst wenn er andere dazu in das Gespräch einband. Es schien, als sei mit der pünktlichen und gelungenen Eröffnung eine Menge Druck von ihm abgefallen und als könne er endlich seine angenehmere menschliche Seite zeigen.
Doch dieser Moment der Nähe wurde beim Hauptgang wieder gestört, als dieser blöde Landrat zurückkehrte, und Weber den Platz höflich wieder an ihn abtrat. Sie flüchtete vor seinen erneuten Anzüglichkeiten noch vor dem Dessert, gemeinsam mit Aron, zum Haupteingang, wo jener eine rauchen ...
... wollte.
Draußen war es mittlerweile recht kühl geworden, es hatte einen kurzen Regenschauer gegeben. Jetzt war der Himmel klar, und beide schauten vom Vorplatz aus in die Sterne. Aron sah, dass Jasmin fröstelte, und legte einen Arm um ihre Schultern. Sie schmiegte sich an ihn an. Doch die kühle Abendluft spürte sie nicht nur an den ungeschützten Beinen, sondern bis oben hinauf, bis in den Schritt. Ungewohnt und kribbelig, fand sie, aber auch aufregend. Eine Weile würde sie das schon aushalten können, dann aber wollte sie schnell wieder ins Warme zurück. Sie wandelten ein wenig durch den angrenzenden, immer noch von Fackeln erhellten, jetzt menschenleeren Park, den sie so gut kannten. Kein Wort war nötig, allein das traute Zusammensein reichte den beiden in diesem Moment, um sich einander nah und vertraut zu fühlen.
Erst kurz bevor sie das Gebäude wieder erreicht hatten, blieb Jasmin stehen und hielt ihn zurück. „Du Aron..“ begann sie vorsichtig, „weißt Du, ich habe damals beim Shooting, als ich Dich zum ersten Mal mit Ralph gesehen habe, echt gedacht, dass Du schwul bist.“
Er lachte. „Da kann man mal sehen. – Ich hoffe, es ist jetzt kein Problem für Dich, aber – ich mag auch Männer.“
„Also beides?“
„Exakt. Wobei, falls es Dich beruhigt, im Wesentlichen bezieht sich das auf Ralph. Das ist schon eine sehr, sehr lange Geschichte zwischen uns.“
„Ein wenig beruhigt mich das tatsächlich.“ Sie zog ihn wieder weiter. Für sie war das Thema ein für alle mal geklärt und ...