1. Erben und Erben lassen 04


    Datum: 19.07.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byRomeoReloaded

    ... Totenkopf! Das ist Pornographie, aber keine Kunst."
    
    „Wie meinst Du das?"
    
    „Ein Schädel zeigt Leben und Tod, das ist Drama pur, da geht es um alles! Man kann doch nicht einfach ein hübsches Schmuckstück draus machen. Das ist wie Pornographie, der es nur darum geht, was wo reingesteckt wird. Pornographie ist alles, was nur leere Oberflächen zeigt, nur Fleisch und keine Menschen."
    
    Sie steht jetzt direkt neben mir, berührt mich. Nötig wäre das nicht, Platz genug ist hier drin. Sie riecht leicht nach Terpentin oder so etwas.
    
    „Ich will die Kraft dahinter zeigen, verstehst Du? Menschen statt Fleisch. Menschen haben auf die merkwürdigsten Arten Sex, in allen möglichen Situationen. Weil sie wütend sind oder einsam, weil es sie aufbaut oder weil es sie vergessen lässt. Das sind die Geschichten hinter dem kopulierenden Fleisch, die sind spannend."
    
    Jessica hält kurz inne. Merkt wohl erst jetzt richtig, wie sie da gerade abgedriftet ist.
    
    „Du wolltest was mit mir besprechen, oder?" werfe ich ein. „Über Geld."
    
    Wir verlassen Karls Skulptur, setzen uns in der Halle nebeneinander auf eine Bierbank, die an einem Tapeziertisch steht. Ringsum Farben. Öl, Acryl, alles Mögliche.
    
    „Ich will die Skulptur für Karl noch mit einer Installation und einer Performance ergänzen. Das kostet Geld. Und auch meine aktuelle Werkreihe über Affekte. Das erste Objekt, ‚Wut', wird gerade im Guggenheim in Bilbao gezeigt. Aber selbst das finanziert noch nicht mal die Herstellungskosten. Am ...
    ... zweiten Objekt, ‚Lust', arbeite ich gerade. Auch das kostet."
    
    Jessica verschränkt die Arme vor der Brust. Eine Verteidigungshaltung. Aber sie sieht mich direkt an, erwartungsvoll.
    
    „Was sagst Du denn zu meinem Anschauungsbeispiel von gestern?", erinnere ich sie daran, dass sie durchs Fernrohr Sandy und mir beim Sex zusehen durfte. Ich tue mich schwer, ihre Reaktion zu deuten.
    
    „Ich nehme an, Du wolltest mir damit eine Botschaft senden. Wie sehr wir im Moment von Dir abhängig sind, Sandy, Colin und ich. Und wahrscheinlich hat es Dich einfach angemacht, mich zusehen zu lassen."
    
    „Hm. Erotik hat was mit der Überwindung von Hindernissen zu tun. Auch von Tabus im eigenen Kopf. Selbst wenn es nur kleine sind, die andere Menschen gar nicht für ein Tabu halten würden. Aber wenn es für mich ein Tabu ist, dann ist das Durchbrechen für mich auch ein Kick. Mir hat noch nie jemand beim Sex zugesehen, also war es für mich definitiv erotisch."
    
    Sandy lacht nervös auf. „Erstaunlich differenzierte Denkweise für einen Mann. Geht mir übrigens auch so. Ich war vorher nie ein Spanner."
    
    „Und wie war es?"
    
    „Eigentlich war der erste Teil der seltsamste. Sandy saß auf Dir, ich konnte Dich nicht richtig sehen. Und ... in meinem Kopf warst Du Karl, verstehst, Du? Weil das sein Platz war."
    
    „Und danach?"
    
    Sie zieht ihre Stulpen über die Hände, als wolle sie sich verstecken. „Danach wurde es ganz schön wild, oder? Es sah heftig aus, wie Du sie an das Glas gepresst hast." Sie sieht mir tief ...
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