1. Zwei Begegnungen mit Lisa


    Datum: 17.03.2024, Kategorien: Fetisch Autor: byNicky1985

    Um viertel fünf am ersten Freitag im Mai war ich erschöpft. So erschöpft, als hätte ich gerade eine Woche mit 28 Dreizehnjährigen auf Klassenfahrt an der Ostsee verbracht.
    
    Und genau das hatte ich. Die letzten zwei Tage war ich sogar alleinverantwortlich, da mein Kollege Michael schnell nach Berlin musste, weil seine Tochter ins Krankenhaus eingeliefert worden war.
    
    Ich befand mich am Berliner Hauptbahnhof. Unser Zug aus Rostock kam kurz vor vier mit einer Stunde Verspätung an. Ungedultige Eltern holten ihre müden Kinder ab. Und für mich war beim Abschied Feierabend und endlich Wochenende.
    
    Ich stand mit meinem Rucksack, in meinen Wanderstiefel, meiner braunen Jack-Wolfskin-Zip-Off-Hose und meinem rotkarierten Holzfällerhemd in der Bahnhofshalle. Normalerweise bin ich eher feminin gekleidet, und nachdem was die Leute so sagen, kann ich in den richtigen Klamotten und Heels sehr ansprechend aussehen. Meine schlanke Figur, meine langen Beine und mein knackiger Arsch tragen dazu bei, genauso wie meine offen getragenen schwarzen Locken, meine großen braunen Augen und meine vollen Lippen. Mein Outfit für die Klassenfahrt würde ich eher praktisch als sexy nennen. Und meine schönen Haare waren zu mädchenhaften Zöpfen geflochten.
    
    Seit mehr als drei Stunden hatte ich mich im Zug befunden, ohne rauchen zu können. Ich kaufte eine Schachtel Lucky Strike und verließ den Hauptbahnhof Richtung Invalidenstraße. Es regnete stark, also zog ich meine, wie sich herausstellte, nicht ...
    ... ausreichend wasserdichte, leichte Jacke an, bevor ich die Bahnhofshalle verließ. Der Regen prasselte weit unter das Vordach hinein, und wo noch trockene Stellen waren, teilten sich Grüppchen bärtiger Männer Flaschen mit billigem Schnaps. Obwohl ich ganz dringend eine Zigarette brauchte, hatte ich wenig Lust, mich ihnen anzuschließen, und rannte durch den Starkregen die Invalidenstraße runter, bis ich vor einem sterilen Café in einem identitätslosen Neubau aus Glas und Stahl stand.
    
    Ein Pärchen brach gerade von einem der Außentische auf. Ich schlug sofort zu und setzte mich. Dicht an der Fassade war ich gegen den Regen geschützt, aber schon der kurze Weg vom Bahnhof hatte mich völlig durchnässt, und ich sah aus wie eine ertrunkene Maus.
    
    Ich zündete mir eine Lucky an und genoss die innere Wärme, die sich in meinem Körper ausbreitete. Beim Kellner bestellte ich einen doppelten Espresso und einen Cognac und starrte in den Regen.
    
    Plötzlich stand Florian am Tisch.
    
    Florian war, obwohl erst 19 Jahre alt, mein ehemaliger Freund. Ich weiß. Das klingt abartig, da ich schon 32 war. Er war mal, mit 13, Schüler in meiner allerersten Klasse nach meiner Ausbildung als Lehrerin. Wir verloren uns aus den Augen und trafen uns Jahre später in einer Kneipe im Prenzlauer Berg und verliebten uns. Wir waren ein halbes Jahr zusammen, und wenn ich nicht abgetrieben hätte, hätte ich heute ein Kind von ihm. Ich denke, die Schwangerschaft wurde zu viel für unsere Beziehung. Erschwerend war auch, ...
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