1. Anita und wir Episode 09.2


    Datum: 15.09.2019, Kategorien: Erstes Mal Autor: byPhiroEpsilon

    ... Masochist sein — dank meiner einwöchigen theoretischen Zwangsschulung in sexuellen Praktiken kannte ich inzwischen nicht nur diesen Begriff — um mir das anzutun.
    
    Angefangen bei "Ich habe Angst im Dunkeln" über "Du hast mich die ganze Woche heiß gemacht" und dem folgenden Dialog:
    
    "Hast du nicht gesagt, du hast einen Freund?"
    
    "Ach der. Der bringt's doch nicht. Außerdem hat er nicht deine Muskeln und deine Augen und deine Stimme."
    
    Bis hin zum finalen Gnadenstoß:
    
    "Du machst das nicht zu ersten Mal? Bist du denn noch Jungfrau?"
    
    "Schon ewig nicht mehr."
    
    Ich sah mir das ganze schreckliche Video an, das sich wie ein Lehrfilm der Verführung anfühlte.
    
    Dorothea hatte recht gehabt mit ihrer Vermutung.
    
    Meine Verlobte betrog mich. Systematisch. Mit Hotelgästen und wer weiß noch mit wem. Wahrscheinlich hatte sie sich schon durch halb Annabrunn geschlafen.
    
    Ich sollte eigentlich heulen, doch ich saß in dem Sessel in Jessicas Mädchenzimmer und schüttelte nur den Kopf.
    
    Jessica strich mir tröstend über den Kopf und Dorothea saß — ausnahmsweise bekleidet, aber nur leicht — auf meinem Schoß und umarmte mich fest. Die Tatsache, dass ich das momentan überhaupt nicht anstößig fand, bewies schon, in was für einer Gemütsverfassung ich mich befand.
    
    Dazu hatte ich gestern noch Jessicas Vater — ihren, aber nicht meinen, das Ergebnis des Gentests war inzwischen auch da — getroffen, der sich tatsächlich an meine Mutter erinnerte.
    
    "Sie war eine nette Frau", meinte ...
    ... er. "Yvonne war ganz dick mit ihr befreundet. Ich hatte so meine Vermutungen, was die beiden planten, aber dazu kam es nicht mehr.
    
    Franziska hatte ein Verhältnis mit ihrem Chef in der Steuerberaterkanzlei. Yvonne wusste davon, und versuchte, sie davon abzubringen. Deine Mutter ist dann von einem zum anderen Tag verschwunden, und wir haben leider nichts mehr von ihr gehört.
    
    Unsere Vermutung war, dass seine Frau es herausbekommen und ihr ein Ultimatum gestellt hatte. Deine Mutter wusste zu dem Zeitpunkt möglicherweise noch gar nicht, dass sie schwanger war."
    
    Ich nickte langsam. "Und wenn der tatsächlich mein Vater ist?"
    
    "Er war schon fast sechzig, damals, und ist schon lange tot. Es tut mir leid, Junge. Weißt du, wenn ich dir irgendwie helfen kann ... Auch wenn du nicht mein Sohn bist. Du wärst es ja fast geworden."
    
    "Ich weiß nicht ..."
    
    "Wie sieht denn dein Lebensziel aus?", mischte sich Anita ein.
    
    "Wenn ich das nur wüsste ... Vielleicht stellt sich ja heraus, dass ich wegen Johanna doch recht hatte ..."
    
    "Glaubst du das wirklich?" Sie schaute mich mit dem sezierenden Blick an, den wohl alle Psychologen einstudieren.
    
    Ich schüttelte den Kopf. Wir hatten ja alle im Laufe der Woche die Videos nicht nur gesehen, sondern auch darüber diskutiert. Johanna flirtete nicht nur systematisch mit Max, sondern kam ihm jeden Tag körperlich ein wenig näher. Heute, beim Frühstück, hatte sie ihre Hand auf seine gelegt, und ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange ...
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