Wenn die Nachtigall erwacht 15
Datum: 17.09.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie,
Autor: by_Faith_
Die Nacht in dem Motel kam Miriam endlos vor. Sie probierte unzählige Liegepositionen aus, fand aber keinen erholsamen Schlaf. Es war gegen ihre Natur, alleine zu sein. Aber zu Rick wollte sie sich nicht legen, sie wollte ihm keine falsche Hoffnung machen. Es wäre viel einfacher, wenn Rick eine "normale" Drohne geworden wäre. Miriam blieb auf dem Rücken liegen und starrte an die Decke. Um ihrem menschlichen Körper dennoch etwas Ruhe zu gönnen, besuchte sie die Anderswelt und spazierte über die Lichtung ihres Dschungels. Außer ihr war nur M'ryn der I. hier. Der Panther saß auf einem Felsen, von dem aus er über den Dschungel bis zum dunklen Wald blicken konnte. Er schaute kurz zu seiner Königin und ließ den Blick dann wieder in die Ferne schweifen.
Miriam sah ihr Spiegelbild in der ruhigen Wasseroberfläche des Sees. Sie sah ihre royalen Attribute und die herausragende Schönheit, die sie optisch über den Stand einer einfachen Drohne erhob. Hier in dieser Welt trat sie immer in der Erscheinung der Blauen Königin auf - in dieser Welt war das Mädchen, das sich den Körper mit der Königin teilte, unbekannt. Und dieses Mädchen fühlte sich um so mehr betrogen, da es die letzten Jahre im Hintergrund gewartet hatte und nach einer kurzen Zeit des Glücks wieder im Hintergrund verschwinden musste. Nicht einmal einen Sommer durfte es erleben, wonach sich jedes menschliche Mädchen sehnte.
Die Königin hatte immer wieder versprochen, dass alles ein gutes Ende nehmen würde und sie eines ...
... Tages ein normales Leben unter Menschen leben könnten. Die Königin gestand sich erst jetzt ein, dass das Mädchen schon alle die Jahre recht hatte: Es gab kein normales Leben unter Menschen - nie wieder. Ihr, der Königin, war in ihrer naiven Passivität zu spät aufgefallen, dass die Menschen der Versuchung nicht widerstehen konnten und mit den fremden Genen experimentierten. Wenn es Ellen Keens nicht getan hätte, dann ein anderer.
Für einen Moment spiegelte sich in der Wasseroberfläche nicht die Königin, sondern Miriam in ihrer menschlichen Erscheinung.
»Es tut mir leid Miriam«, sagte die Blaue Königin mit Tränen in den Augen, »du lebst in meinem Herzen ewig, aber ich kann dir nicht geben, wonach du dich sehnst. Selbst Sven wird nicht mehr der sein, der er war, als du dich im Sommer in ihn verliebt hast.«
Die Königin sank vor Trauer auf die Knie und weinte um das Mädchen, dem sie so viel genommen hatte. Ihre Tränen fielen auf den Boden und versickerten.
»Wenn ich schon kein Mensch sein kann, will ich eine gute Königin sein«, sagte sie und fasste die Philosophie, die sie ihren bisherigen Drohnen vermittelt hatte, noch einmal in Worte: »Alle meine Drohnen sollen sich Menschen gegenüber immer als Menschen zeigen. Sie sollen sich unauffällig und besonnen verhalten und kein Leid wegen eines geringen Verlangens verursachen. Eine Drohne darf einen Menschen nur zur Drohne machen, wenn es die Königin erlaubt. Und eine Drohne, die von ihrem Kollektiv getrennt wird, soll nach ...