1. Ein Fotoshooting auf Sylt


    Datum: 05.10.2019, Kategorien: Fetisch Autor: byNicky1985

    Mittwoch 14. August 2019, Hamburg-Eppendorf.
    
    Ich stand auf dem Parkplatz am Tumorzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und versuchte, meinen Krankenhauskittel mit meinem in der Sommerhitze viel zu warmen Mantel zu bedecken, während ich mir die Zigarette anzündete, nach der ich mich mindestens eine Stunde lang gesehnt hatte.
    
    Das Management möchte nicht, dass wir, die wenigen verbliebenen Raucher im Personal, "falsche Signale" senden, indem wir ausgerechnet am Tumorzentrum rauchen. Und mir ist klar, dass es schlecht aussieht, wenn eine Krankenpflegerin wie ich direkt vor dem Eingang raucht. Ich bin aber eine leidenschaftliche und total süchtige Raucherin, die nicht mal während der Schwangerschaft das Rauchen ganz lassen konnte. Obendrauf hab ich noch einen stressigen und emotional anspruchsvollen Job. Was willste da machen?
    
    Daniel Hartwigs spektakuläres, zitronengelbes, 1970er BMW 2002 Cabrio erkannte ich sofort wieder. Als er direkt an mir vorbeifuhr, bemerkte ich das Nummernschild HH-DH 1975 und war mir dann absolut sicher. HH für Hansestadt Hamburg. DH für Daniel Hartwig. 1975 für sein Geburtsjahr. Er hatte noch das gleiche Auto und, gemessen an dem glänzenden Zustand und dem völligen Fehlen von Rost an einem fünfzigjährigen Auto, war er sehr stolz drauf.
    
    Also. Daniel Hartwig war zurück. Ich hatte mehr als 15 Jahre drauf gewartet, ihn wiederzusehen. Er stieg aus, schloss mit einem Schlüssel ab und ging Richtung Tumorzentrum. Er war wohl jetzt um ...
    ... die 45. Hinter der Sonnenbrille sah er aus wie zuvor, abgesehen vom dicken Bauch und der kahlen Stelle auf dem Kopf, die er 2004 noch nicht hatte. Aber wir werden alle älter, oder? Ich sehe schließlich auch nicht mehr wie 19 aus, denke ich mal.
    
    Diskret folgte ich Daniel Hartwig, die brennende Zigarette zwischen meinen Fingern fast vergessend. Ich nahm einen letzten tiefen Zug und bückte mich, um sie auf dem Asphalt auszudrücken. Meine Neugier auf Daniel Hartwig übertrumpfte plötzlich mein vorhin dringendes Bedürfnis zu rauchen. Ich steckte die halb gerauchte Zigarette wieder in die Schachtel, warf ein neues Kaugummi in den Mund und zog meinen Mantel aus, um mich wieder in meine professionelle Persona zurück zu verwandeln: Sara Cremers, 34, Krankenpflegerin am Tumorzentrum des UKE.
    
    Daniel Hartwig trat durch den Eingang, durch den ich Minuten zuvor meinen Arbeitsplatz verlassen hatte, und ich folgte ihm ins Gebäude, neugierig, was er hier wollte und fasziniert von dem Gedanken, dass er mich suchte. Nach all diesen Jahren.
    
    Donnerstag 20. Mai 2004, Hamburg-Winterhude.
    
    Die Geschichte fing ein paar Kilometer südöstlich des Krankenhauses an, auf einer Bank am nördlichen Ende der Außenalster. Es war das Jahr meines Abis. Ich war 19 und gerade beim täglichen Jogging auf der 7,4 Kilometer langen Strecke rund um den See. Eine Verschnaufpause auf der Bank mit dem Blick aufs Wasser und die Millionärsvillen war ein fester Bestandteil meiner Morgenrutine.
    
    Die meisten sahen in ...
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