1. Locomotive


    Datum: 20.02.2019, Kategorien: An– und Ausgezogen, Autor: tramp

    Es gab eine Zeit, in der in europäischen Nachtzügen sogenannte Sportliegewägen mitgeführt wurden. Sie waren billiger als die normalen Liegewägen, aber mir erschienen sie bequemer und ich benutzte sie gerne. Das funktionierte so, dass man zwei gegenüberliegende Sitze auszog und dann ein bequemes Bett hatte, reservieren musste man da nicht…
    
    Ich hatte eine Yacht von Norditalien nach Sizilien überstellt, für einen dieser reichen Snobs, die sich Yachten nur zum angeben kaufen, aber selbst kaum fahren können – egal, es war gutes Geld und rasch verdient. Für die Rückreise nahm ich den Zug, noch am selben Abend, okkupierte gleich einen schönen Fensterplatz warf mein Zeug und meinen Schlafsack auf zwei solche gegenüberliegenden Sitze, damit gleich klar war „hier ist reserviert“ und erforschte dann das Fourageangebot des Speisewagens.
    
    Langsam füllte sich der Zug und als er endlich abfuhr, war er ziemlich voll – ich hätte gar nicht gedacht, dass er so voll wird – gut, dass ich mir ein feines Plätzchen gesichert hatte…
    
    Während der Zug in den Abend ratterte, genoss ich ein üppiges Abendessen und eine gute Flasche Chianti und so nach zwei Stunden ging ich zurück in mein Abteil. Sicherheitshalber nahm ich mir eine zweite Flasche Chianti mit, als Schlummertrunk.
    
    Als ich zu meinem Abteil kam, traf mich fast der Schlag: Das ganze Abteil war voll geräumt mit Koffern und Taschen und mitten in dem Durcheinander saß eine junge Frau, schwarz wie die Nacht, und grinste mich verlegen ...
    ... an!
    
    „Also, hören Sie mal! So geht das nicht! Können Sie nicht wenigstens einen Teil ihres Gepäcks in die Ablage raufgeben? Da kann man sich doch gar nicht mehr bewegen…“ Sie grinste mich breit und unschuldig an, die weißen Zähne blitzen aus dem schwarzen Gesicht, zuckte mit den Schultern und meinte: „Nix verstehen… Amsterdam… studieren…“ und dann folgte ein Wortschall auf holländisch, von dem wiederum ich kein Wort verstand. Also deutete ich auf eine Tasche und auf die Gepäcksablage – nun kapierte sie und verdrehte ganz wild die Augen. -???- Na gut, dachte ich mir, schnappte die Tasche und hob sie in die Gepäckablage hinauf. „Oh, I understand!“ Na also – wenigstens englisch konnte sie! Nun hatte sie kapiert und begann, ihr Zeug etwas wegzuräumen.
    
    Ich sah ihr interessiert zu, schließlich bin ich ja nicht der Gepäcksträger und ließ sie etwas stöhnen. „Komisch“ dachte ich, „dass sich die Afrikanerinnen bei der Hitze so üppig anziehen“ – sie hatte einen Pullover an, ein dickes langes Kleid und darunter noch eine Strumpfhose, und das im Frühsommer…
    
    Nun drehte sie sich um, ein gut verpackter, ziemlich üppiger Busen hob und senkte sich schwer atmend. „Can you help me, please – this is so heavy…“ Über der Türe war ein durchgehendes Gepäcksfach, das auch schwere Koffer aufnehmen konnte und das Ding, das sie dorthin bugsieren wollte, war wirklich schwer. Also versuchten wir es gemeinsam… ging ja. Und nun konnte man sich auch wieder im Abteil etwas bewegen. Den letzten Koffer, ...
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