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Nachtgedanken
Datum: 08.09.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byEmaSen
... mich vor ihm auszuziehen. Klick.« imitierte sie das Geräusch des Schlosses und tippte mit ihren Ringfinger auf die Metallplatte, die ihre Scheide schützte. Sie dachte kurz daran, dass auch dieses Eisen zusätzlicher Ballast sein würde, wenn sie spränge. Sie sah ihn mit sich ringen, seine Hände sich kneten. Aber sie sah es auch in seiner Hose pochen. Und sie hatte nie Zweifel daran gehegt, zumindest den Geräuschen zufolge, die den heftigen Streits mit seiner verlobten Cornelia folgten, wo Zack in solchen Fällen seine Prioritäten setzte. Trotzdem hauchte sie ein »Nicht, Zack. Stürz mich lieber hinunter.« in die Maske seines Gesichts, als seine Finger sich wie aus zu vielen Scharnieren in ihre zurückgesteckte Frisur krallten und ihren Körper langsam vor ihm auf die Knie zwangen. Wo er seine gewachsene Erektion entblößte und in ihr Gesicht drängte, zuerst abgleitend, dass seine schwammige Spitze ihr Auge erreichte, und dann gerade in ihren Mund hinein, zwischen ihren Lippen hindurch, die sich instinktiv in tiefer, so urtief bestimmter Fraulichkeit auftaten. Dann mehrmals hinein und hinaus; sie lauschte ihrem eigenen Glucksen. Sie hätte ihn sicher beißen können oder es in dieser oder jener Art unangenehm gestalten. Aber er war immer noch ihr Bruder. Wenn er sich mit sich selbst ...
... das Recht bestritten hatte, seine kleine suizidale Schwester zu vergewaltigen, fand sie, sollte sie die letzte sein, die es ihm absprach. Als er endlich zum Höhepunkt kam und sich in sie entleerte, was sie wiederum mit nur sachtem Ekel als warmen Strahl an ihrem Gaumen empfand, sah sie, wie sich sein Gesicht erst auflöste, um dann in Scham und Entsetzen wiederzukehren. Sie registrierte, dass unter ihren Knien das Kleid verrutscht war und sie bald auf den bloßen kalten Steinplatten kniete. Er ergriff die Flucht und stieß sie dabei -- wer weiß, ob versehentlich oder nicht -- zurück, sodass sie aufspringen musste, um nicht mit dem Kopf an die Mauer zu knallen. Sie taumelte zurück, indem er die Tür hinter sich zuknallen ließ, dass es selbst hier in der Offenheit des Ausblicks noch wiederhallte. Sie spürte die Mauerkante sich fast absurd vorsichtig an ihre Hüfte drücken, dann verlor sie das Gleichgewicht. Und fiel in die Nacht -- -- Nein, im letzten Moment gelang es ihr, mit ausgestreckter Hand die Mauerkrone zu fassen! Ihre Füße baumelten in freier, rauschhafter Schwerelosigkeit. Aber während der Samen ihres Bruders ihr warm aus dem Mundwinkel rann, begann sie um Hilfe zu schreien. *** [PS: Dieser Text ist inspiriert von Christelle Dabos' Romanreihe Die Spiegelreisende.]