1. Unter ihrer Uniform


    Datum: 20.10.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byEmaSen

    ... drängte sich ins Zimmer, die mit schneidenden Taschenlampen und vorgehaltenen Revolvern die drei erstarrten Statisten einer Folterkammer anstrahlten. »Hände hoch!« brüllte irgendeiner nochmals. »Treten Sie weg von dem Mann!« bellte er.
    
    Denn der Ruck kam nicht. Stattdessen stürzten sich mehrere schwarz eingepackte breitschultrige Leiber auf die zarten Damen in ihrer Reizwäsche und überwältigten sie binnen Sekunden. Die Zange glitt von Wessels Schniedel und fiel mit einem Klirren zu Boden, das mehrere der Gestalten herumfahren ließ, um sich gleich wieder peinlich berührt abzuwenden.
    
    Wessels hing in Entkräftung erstarrt in den Fesseln. Er hatte mit dem Leben abgeschlossen. Warum kam der Ruck nicht? Der Tod? Der Schmerz? Er fasste die Szenerie gar nicht. Einige schwarz vermummte fast formlose Schatten, andere matt angestrahlte Männergesichter in dunkelgrünen Polizeijacken und Dreitagebärten. Und alle damit beschäftigt, irgendwo anders hinzusehen, oder die beiden Damen auf dem Boden zu fixieren beziehungsweise sie kurz darauf in den Nebenraum zu zerren. Lydia heulte. Johanna ließ sich schlaff ziehen, als sei sie selbst eben ein Stück weit gestorben.
    
    Außer Paneolus. Die Doktorin trat mit triumphierender Miene direkt vor ihn hin. Schien die Striemen auf seiner Brust zu begutachten und kam ihm dabei so nahe, dass sein vorgestreckter Penis schon ihren weißen Rock hätte beschmieren können, wäre er nur etwas standhafter gewesen. Der schmale Schmerz, als sie sich erdreistete, ...
    ... mit ihren Fingern die Striemen auf seiner Brust nachzufahren, weckte Til schließlich. Als er es schaffte, das Gesicht seiner Kollegin zu fokussieren, bemerkte er noch im letzten Moment das Erlischen von echter Besorgnis, bevor sie sich schnell wieder in den Raum zu der versammelten Sturmtruppe wendete.
    
    »Also gut, Männer!« rief sie mit erhobener Stimme, reißerisch wie eine Piratenbraut. »Es ist spät -- die SpuSi will eh nicht mehr kommen. Siegmann, Rahns und Heuschel, sie bringen unsere aufreizenden Damen hier ins Präsidium und geben ihnen ein Nachtlager -- aber bitteohne Personendurchsuchung. Und nein -- eventuell vorhandene Jungfernhäutchen zählen nicht zum Gefährdungsinventar, ist das klar!?« Das zustimmende Grinsen der Männer bestätigte, was Wessels schon neidisch ahnte: Dass Paneolus sich, anders als er selbst, unter der Mannschaft zu allgemeiner Beliebtheit gemausert hatte. Etwas vertraulicher fügte sie an einen Schemen an der Tür gewandt hinzu: »Und Sina, suchen Sie für Frau Siewers was zum Anziehen raus.« Sie schloss ihre Anweisung an die Truppe mit: »Und dann ist hier Feierabend! Ich will hier niemanden mehr sehen heute Abend! Versiegelung besorge ich persönlich.«
    
    Die Kollegen hatten sich ohnehin schon wie aus einem Bannkreis um ihn ferngehalten. Es war, als übe Paneolus einen Anspruch über ihn aus, an dem sie doch wahrlich kein Interesse haben konnte, oder? Die Männer schienen nur allzu froh, sich Wessels Anblick entziehen zu können -- er sah einigen durch die ...
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