1. Weeslower Chroniken VIII - 2007 - Inês - Kapitel 9 – Sandra und ihre Töchter


    Datum: 10.08.2022, Kategorien: Schamsituation Autor: nudin

    Nachts allerdings lag Inês lange wach und grübelte. Das Telefonat mit Nadine ging ihr nicht aus dem Kopf. Was hatte sie falsch gemacht? Nadine hatte versucht, sich zu erklären, doch alles, was Inês verstanden hatte war, dass Nadine traurig war, enttäuscht - und vor allem eifersüchtig. Aber wie hätte Inês das denn vermeiden können, sie hatte doch nur getan, was Nadine wollte. Oder?
    
    Irgendwann aber schlief sie doch ein und dafür umso länger. Gegen zehn Uhr fand sie sich allein im Bett wieder und kam herunter in die Küche. Julia bereitete Salat zu. Neben ihr stand eine Frau, die Inês erst auf den zweiten Blick wiedererkannte. Die polnische Nachbarin, die am Mittag im Auto vorbei gefahren war.
    
    Sie bemerkte Inês, als diese in die offene Tür eintrat, und kam lächelnd auf sie zu.
    
    „Ich bin Agata. Und Du musst Inês sein.“ sagte sie akzentfrei.
    
    Die sind hier ja wirklich alle nackt, dachte Inês. Agata war etwa Mitte dreißig, brünett, klein, sehr schlank, dabei sehr drahtig und muskulös, intensiv und durchgehend gebräunt, mit einem perfekten, fein konturierten Six-Pack-Bauch und unten herum komplett blank, wie bisher alle Frauen hier.
    
    Sie umarmten einander und gaben sich Wangenküsschen, wobei Inês sich etwas herunterbeugen musste.
    
    Agata wies nach draußen. „Das ist Wiktor, mein Mann, bei Michael am Grill.“
    
    Inês schaute auf die Terrasse. “Hallo.“ sagte sie leise.
    
    Wiktor war ein Schrank, zwei Meter groß, kahlköpfig, breitschultrig, Muskel bepackt, an einigen Stellen ...
    ... an Armen und Rücken tätowiert, so gebräunt und perfekt durchtrainiert wie seine Frau. Ein schöner, wenn auch nicht allzu großer Schwanz baumelte friedlich vor ihm herum. Der Riese nickte Inês freundlich zu.
    
    „Michael, darf ich Dich mal kurz sprechen?“
    
    „Klar. Übernimmst Du?“ bat er seinen Freund, wischte sich die Hände an einer Schürze ab, die er dann jedoch sogleich ablegte, und kam zu Inês hinein. Sie führte ihn durch den Flur, hinaus in den Vorgarten, wo sie unter sich waren.
    
    „Was ist mit Nadine los?“
    
    Michael seufzte. „Ich habe es befürchtet. Und sie wohl auch. Sie hat den Besuch mit Dir immer wieder hinausgezögert. - Sie ist in Dich verliebt.“ Er ließ die Worte einen Augenblick wirken. „Und Dich dann hier sofort mit Julia davoneilen zu sehen, das muss sie sehr geschmerzt haben.“
    
    Inês schaute ihn betroffen an. „Aber das wollte ich nicht.“
    
    Er nahm sie in den Arm. „Dich trifft auch keine Schuld. Ich glaube, Nadine kommt gerade mit ihrer Gesamtsituation nicht ganz klar.“ Dann gab er ihr einen Kuss und sagte: „So, ich muss nochmal in die Schule, bis später.“
    
    Er verschwand kurz oben, kam angezogen zurück und fuhr in seinem alten Volvo davon. Er hatte noch etwas vor.
    
    Kurze Zeit später hielt er vor dem Haus am See. Wieder waren alle Fenster geöffnet. Er war beim Joggen oder mit dem Rad schon oft an dem Haus vorbeigekommen, hatte immer die schöne, ruhige Lage direkt am See bewundert, wohl früher auch schon mal ältere Leute im Garten gesehen. Aber das Annika ...
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