Fluchtverhalten
Datum: 14.10.2022,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Dingo666
... ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen. Ich bin auf einen Empfang in der Handelskammer eingeladen, daher auch dieser Aufzug. Ich danke ihnen für Ihr Verständnis und versichere ihnen nochmals, dass ich nichts Schlechtes von ihnen denke."
Ein letzter Händedruck, ein Nicken von Bernard, und die Tür schloss sich hinter ihnen. Die Wohnung war wieder still und friedlich. Sascha stand einige Minuten da und starrte die Tür an, bevor er sich schwerfällig in sein Sofa fallen ließ.
Er verspürte den Drang nach einem Kaffee.
Aber er wollte sich nicht der Gefahr aussetzen, blonde Haare wehen zu sehen.
***
Etwas später hielt er es nicht mehr aus. Seine Räume schienen enger um ihn zu werden und ihn zu erdrücken. Er stürmte nach unten und packte sein Rennrad. Beim Losfahren schaffte er es, nur einen einzigen kurzen Kontrollblick zum Balkon gegenüber zu werfen. Leer.
Als er zurückkam, dunkelte es bereits. Er war acht Stunden am Stück gefahren, fast ohne Pause, und hatte sich völlig verausgabt. Der Wirbel seiner Gedanken war zu einem beständigen Druck auf den Schläfen abgeflaut.
Auf dem Parkplatz vor dem Nachbarhaus stand eine riesige, schwarze Limousine. Ein Maybach oder ein Bentley-Spezialumbau. Sascha warf nur einen flüchtigen Blick darauf, dann verstaute er sein Rad, stampfte mit schmerzend schweren Beinen die Treppe hinauf, und ließ sich vor seinen Fernseher fallen.
Bis nach Mitternacht schob er eine DVD nach der anderen in den Schlitz des Players, ohne dass er ...
... danach hätte sagen können, welchen Film er sich gerade angeschaut hatte. Doch die grellen Szenen auf dem Bildschirm lenkten gnädig ab von den Bilderfolgen, die sein Kopf produzierte. Der Schlaf später war traumlos, brachte aber kaum Erfrischung.
Beim ersten Kaffee am Morgen warf er aus reiner Gewohnheit einen Blick hinüber.
Hm.
Irgendetwas war anders.
Er sah nochmals hin, aufmerksamer.
Die Vorhänge! Sie waren zurückgezogen und gaben den Blick frei durch die gesamte Wohnung. Die Möbel standen darin, wie er sie gesehen hatte, und doch wirkte alles eigentümlich neutral.
Unbewohnt.
Ein seltsames Kitzeln breitete sich in seinem Bauch aus. Er ging zu seinem Schreibtisch, mechanisch wie eine Aufziehpuppe, und suchte die Nummer der Hausverwaltung in seiner Adressdatei. Beide Wohneinheiten wurden von derselben Verwaltung betreut, so viel wusste er.
"Flexo Hausverwaltung, Viola Meyer am Apparat, guten Morgen? Ah, Herr Wagner! Gibt es ein Problem, oder was kann ich für sie - Das Penthouse gegenüber? Also, das ist ja komisch, dass sie das erwähnen! Ich habe heute früh einen mehr als sonderbaren Anruf erhalten, und seitdem bin ich nur am Rotieren, das kann ich ihnen sagen! Die Firma, die die Wohnung gemietet hat, ist ausgezogen, lässt die Kaution verfallen, und wir sollen uns auch um die Einrichtung kümmern! Stellen Sie sich das vor! Wir sind doch kein Möbelhaus! Und gerade habe ich versucht herauszufinden, wo die Firma überhaupt sitzt, jetzt ist der Registereintrag ...