1. Die Personenschützerin


    Datum: 04.11.2022, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... mit der Kleinen fertig werden müssen.
    
    Bisher habe ich sie mir nicht so genau angeschaut. Nun aber mustere ich sie genauer. Sie ist nicht nur jung, sie ist auch hübsch. Verdammt hübsch sogar! Ich würde sie auf Mitte Zwanzig schätzen und damit ist sie definitiv zu jung, um den Personenschutz für einen Minister zu übernehmen. Für diese Aufgabe kommen ausschließlich erfahrene Leute in Frage. Bei genauerem Hinsehen fällt mir allerdings auch auf, dass sie ausgesprochen wachsame Augen hat. Sie macht den Eindruck, als würde sie alles im Blick haben. Dies könnte allerdings auch einen anderen Grund haben. Wenn sie etwas im Schilde führt, wäre der Blick auch damit zu erklären.
    
    "Das sind Sie ganz bestimmt nicht", antworte ich dezidiert. "Wie Mike sehen Sie nicht aus."
    
    "Das haben Sie nicht schlecht erkannt", kontert sie. "Mike und ich gleichen uns in der Tat kaum."
    
    "Was soll dann das Ganze?"
    
    "Ich in statt Mike hier."
    
    "Statt Mike? Warum das?"
    
    "Mike hat sich gestern bei einem Kletterunfall einen komplizierten Beinbruch zugezogen. Ich vertrete ihn."
    
    "Er hatte einen Kletterunfall? Warum sagt man mir das nicht?", frage ich entgeistert. "Wie geht es seinem Sohn."
    
    "Warum man Sie nicht informiert hat, kann ich nicht sagen. Mit Ihrer Büroorganisation bin ich noch zu wenig vertraut. Was Mikes Sohn angeht, so ist ihm nichts passiert, keine Sorge", gibt sie bereitwillig Auskunft.
    
    "Aber warum hat mir das niemand gesagt?", bohre ich nochmals nach.
    
    "Wie gesagt, das ...
    ... dürfen Sie nicht mich fragen, Sir", antwortet sie sachlich.
    
    Ich stehe auf und gehe hinaus ins Vorzimmer, um nachzuschauen. Da sitzt niemand! Betty ist nicht da. Heute läuft aber auch alles schief! Montags bin ich zwar immer als erster im Büro, um mir die Wochenplanung durchzuschauen und mich vorzubereiten. Doch Betty kommt immer pünktlich um 8 Uhr, bringt mir Kaffee und den neuesten Klatsch und Tratsch. Doch heute ist es bereits 8:30 Uhr und ihr Büro ist immer noch leer. Da kann doch etwas nicht stimmen. Ich will gerade mein Handy aus der Tasche holen, um sie anzurufen, da kommt sie schnaubend und schwer atmend zur Bürotür herein.
    
    "So eine Frechheit!", schimpft sie. "Der dumme Carabinieri-Beamte hat mein ganzes Auto kontrolliert. Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte."
    
    "Guten Morgen, Betty", grüße ich betont freundlich. Erst jetzt wird sie auf mich aufmerksam hört augenblicklich auf, zu jammern.
    
    "Herr Minister, bitte entschuldigen Sie die Verspätung", meint sie hilflos dreinschauend.
    
    "Schon gut, Betty. Was ist den passiert?"
    
    "So ein übereifriger Beamter wollte den Verbandskasten sehen und als ich ihm gesagt habe, er soll mich nicht aufhalten, weil ich ins Ministerium muss, hat er erst so richtig losgelegt", erklärt sie in einem sehr vorwurfsvollen Ton.
    
    "Schon gut Betty, beruhigen Sie sich. Setzen Sie sich erstmal hin. Wenn Sie sich beruhigt haben, machen Sie mir bitte eine Tasse Kaffee."
    
    Sie schaut mich dankbar an und lässt sich in den Bürosessel ...
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