1. Hiebe und Liebe und drei Diebe


    Datum: 02.02.2023, Kategorien: Hausfrauen Autor: byDingo666

    ... Ausstellung schließen. Mit etwas Glück würden wir uns irgendwann im Laufe des Vormittags hinausschleichen können.
    
    Tief in Gedanken versunken schlenderte der Kommissar nach rechts aus meinem schmalen Sichtfeld, und ich hörte, wie er am Treppenaufgang kurz mit jemand sprach. Im Moment war anscheinend niemand im Saal. Langsam ließ ich die lange angestaute Luft aus meinen Lungen entweichen und entspannte ein ganz klein wenig.
    
    Sylvie drehte den Kopf zu mir herum, das spürte ich mit den Fingerspitzen. Ich beugte mich vor und brachte meine Lippen ganz dicht an ihr Ohr.
    
    „Der Chef von den Bullen ist weg, aber sie sind noch im Haus", hauchte ich. „Jetzt soll gleich die Spurensicherung kommen. Wir müssen einfach warten und hoffen, dass niemand auf die Idee kommt, den Schrank aufzumachen."
    
    Sie erzitterte wieder, dann spürte ich sie nicken. Gerade wollte ich ihr noch etwas zuflüstern, da waren draußen wieder Schritte zu hören, und wir erstarrten zu Salzsäulen.
    
    Ich hatte mein Gesicht immer noch dicht an ihrem Kopf. Ein schwacher Hauch ihres Parfums stieg mir in die Nase. „Naturelle", von Yves Rocher. Das wusste ich, das hatte ich schon zuvor gerochen, und ich hatte das Fläschchen aus blau getöntem Glas in Roberts Bad gesehen. Ich schnupperte nochmals. Sie roch immer gut, aber heute schien mir der Duft besonders lecker zu sein. Betörend und verführerisch. Mit einer etwas dunkleren Note darunter, die verschwommene Assoziationen in mir wachrief.
    
    Jemand stellte etwas mit ...
    ... einem Klirren etwas Schweres im Saal ab, und Sylvie zuckte bei dem plötzlichen Geräusch leicht zusammen. Ich nicht. Ich war völlig absorbiert von diesem lockenden Duft. Ganz vorsichtig brachte ich meine Nase dicht an ihren Hals, gleich hinter dem Ohr, und atmete erneut tief ein.
    
    Wow! Was für ein unwiderstehlicher Geruch! Köstlicher als eine reife Frucht, und so raffiniert abgestimmt, dass er völlig natürlich wirkte. Wie ein Teil von ihr, nicht wie eine abgefüllte, halb künstliche Blütenessenz aus einer Fabrik. Ich fühlte mich halb willenlos, mein Kopf schien seltsam leicht zu sein.
    
    Noch ein Klirren, dann entfernten sich die Schritte wieder. Nur Motorengeräusch vom Burghof her war noch zu vernehmen. Stille.
    
    „Was machst du da?", wollte sie ganz leise wissen.
    
    „Tschuldigung", flüsterte ich, ohne nachzudenken. „Du riechst einfach so gut heute Nacht. Hast du ein neues Parfum?"
    
    Sylvie erstarrte für eine Sekunde. Dann kicherte sie kaum hörbar. Sie verstummte gleich wieder, aber am Zucken ihrer Schultern konnte ich spüren, wie erheitert sie war.
    
    „Was?", meinte ich, fast zu laut, und fast zu unfreundlich.
    
    Wieder dieses Zucken, nun verbunden mit einem seltsamen Geräusch. Es dauerte mehrere Sekunden, bis mir aufging, dass sie eine Hand auf den Mund gepresst hatte und verzweifelt versuchte, nicht laut herauszuprusten. Meine Laune ging noch weiter in den Keller. Das fehlte noch, dass wir jetzt aufflogen wegen eines Witzes, der auf meine Kosten ging, und den ich noch nicht ...
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