1. Team Weiß: Schöne Bescherung!


    Datum: 18.02.2023, Kategorien: Hausfrauen Autor: byDingo666

    ... der Paketnummer nachvollziehen, dass die Lieferung bereits in Deutschland war. Aber anscheinend hatte sich irgendwo ein Fehler eingeschlichen. Die Leute im Call Center schafften es trotz massivem Telefonterror von seiner Seite nicht, das Ding physisch ausfindig zu machen. Und das, obwohl sie mit dieser Technologie eigentlich genau sagen können müssten, in welchem Laster es lag.
    
    Er knurrte. Alles Amateure!
    
    Nun tigerte er also bereits seit Stunden in seiner 26-Zimmer-Villa auf und ab und warf etwa alle zehn Sekunden einen Blick auf den Bildschirm, der das Einfahrtstor zu seinem Grundstück zeigte. Wenn er herausbekommen sollte, dass der Fahrer sich vielleicht verfahren hatte, oder sich vielleicht eine Pause zu viel genehmigt hatte, oder vielleicht nicht genügend Überstunden eingelegt hatte, nun, dann würde er... würde er...
    
    Ein sausendes Geräusch, ein hell warnender Ruf, dann ein Krachen und Schmettern von links des Hauses, gefolgt von seltsamen Wieher-Lauten, weiterem Klirren und schließlich einem dumpfen Stöhnen.
    
    Erst als wieder völlige Stille herrschte, wagte Bruno es, die zusammen gekniffenen Augen wieder einen Spalt zu öffnen, den Kopf zwischen den hochgezogenen Schultern hervor zu schieben, und sämtlichen Muskeln in seinem Körper den Befehl zur Entspannung zu geben. Entführung oder auch Terrorismus, das war wie ein ständiger dunkler Schatten auf dem Leben der wirklich Erfolgreichen. Aber wenn das gerade die RAF, Al-Quaida, Attac, die Panzerknacker oder sonst ...
    ... eine böse Truppe gewesen war, dann hatten sie derzeit mehr Probleme zu haben als er selbst.
    
    Er huschte ins Wohnzimmer, angelte sich die langläufige Pistole, die dort in einem Geheimfach lag, und schlich zu der Tür, die links in den Garten führte. Mit angehaltenem Atem lugte er zu der kleinen Glasscheibe in der Mitte des hölzernen Türblatts hinaus.
    
    Ein altertümlicher Schlitten hatte sich tief in das hübsche Gartenhaus gebohrt, auf das Marion immer so stolz gewesen war. Holzwände und Dach hielten sich nur noch knapp und schräg aufrecht, und dazwischen knäulten sich sechs braune Pferde in einem prächtig geschmückten Gespann. Nein, keine Pferde! Das waren diese Hirsche aus Skandinavien, die mit dem seltsamen Geweih auf dem Kopf. Ein Tier lag auf der Seite, der Bauch hob und senkte sich hektisch, die anderen standen mit zittrig gespreizten Beinen und tief herabhängenden Köpfen da und schnauften vernehmlich vor sich hin.
    
    Eine andere Bewegung zog seinen Blick auf sich. Eine schmale, weiß gekleidete Gestalt zog an einem großen, roten Etwas und versuchte offensichtlich, dieses von dem havarierten Gespann zu bekommen, bevor das Dach des Häuschens endgültig alles unter sich begrub.
    
    „Komm schon, du blöder, alter, hirnerweichter...“, hörte er eine helle Stimme. Terrorismus hin oder her, das hier schien jedenfalls nicht bedrohlich zu sein.
    
    Lautlos öffnete er die Tür und schlich sich hinaus in die winterliche Kälte, näher heran an den Schauplatz dieses Dramas. Die Pistole hielt ...
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