1. Wichsen


    Datum: 10.07.2023, Kategorien: Selbstbefriedigung / Spielzeug Autor: muxmubelmux

    ... diesem Frühlingsregen,
    
    Den wir so warm erfleht,
    
    Weibchen, o sieh den Segen,
    
    Der unsre Flur durchweht.
    
    Nur in der blauen Trübe
    
    Verliert sich fern der Blick;
    
    Hier wandelt noch die Liebe,
    
    Hier hauset noch das Glück.
    
    Das Pärchen weisser Tauben,
    
    Du siehst, es fliegt dorthin,
    
    Wo um besonnte Lauben
    
    Gefüllte Veilchen blühn.
    
    Dort banden wir zusammen
    
    Den allerersten Strauss,
    
    Dort schlugen unsre Flammen
    
    Zuerst gewaltig aus.
    
    Doch als uns vom Altare
    
    Nach dem beliebten Ja,
    
    Mit manchem jungen Paare
    
    Der Pfarrer eilen sah,
    
    Da gingen andre Sonnen
    
    Und andre Monden auf,
    
    Da war die Welt gewonnen
    
    Für unsern Lebenslauf.
    
    Und hunderttausend Siegel
    
    Bekräftigten den Bund,
    
    Im Wäldchen auf dem Hügel,
    
    Im Busch am Wiesengrund,
    
    In Höhlen, im Gemäuer
    
    Auf des Geklüftes Höh,
    
    Und Amor trug das Feuer
    
    Selbst in das Rohr am See.
    
    Wir wandelten zufrieden,
    
    Wir glaubten uns zu zwei;
    
    Doch anders wars beschieden,
    
    Und sieh! wir waren drei;
    
    Und vier und fünf und sechse,
    
    Sie sassen um den Topf,
    
    Und nun sind die Gewächse
    
    Fast all uns übern Kopf.
    
    Und dort in schöner Fläche
    
    Das neugebaute Haus
    
    Umschlingen Pappelbäche,
    
    So freundlich siehts heraus.
    
    Wer schaffte wohl da drüben
    
    Sich diesen frohen Sitz?
    
    Ist es, mit seiner Lieben,
    
    Nicht unser braver Fritz?
    
    Und wo im Felsengrunde
    
    Der eingeklemmte ...
    ... Fluss
    
    Sich schäumend aus dem Schlunde
    
    Auf Räder stürzen muss:
    
    Man spricht von Müllerinnen,
    
    Und wie so schön sie sind
    
    Doch immer wird gewinnen
    
    Dort hinten unser Kind.
    
    Doch wo das Grün so dichte
    
    Um Kirch und Rasen steht,
    
    Da, wo die alte Fichte
    
    Allein zum Himmel weht,
    
    Da ruhet unsrer Toten
    
    Frühzeitiges Geschick
    
    Und leitet von dem Boden
    
    Zum Himmel unsern Blick.
    
    Es blitzen Waffenwogen
    
    Den Hügel schwankend ab;
    
    Das Heer, es kommt gezogen,
    
    Das uns den Frieden gab.
    
    Wer mit der Ehrenbinde
    
    Bewegt sich stolz voraus?
    
    Er gleichet unserm Kinde!
    
    So kommt der Karl nach Haus.
    
    Den liebsten aller Gäste
    
    Bewirtet nun die Braut;
    
    Sie wird am Friedensfeste
    
    Dem Treuen angetraut.
    
    Und zu den Feiertänzen
    
    Drängt jeder sich herbei;
    
    Da schmückest du mit Kränzen
    
    Der jüngsten Kinder drei.
    
    Bei Flöten und Schalmeien
    
    Erneuert sich die Zeit,
    
    Da wir uns einst im Reihe
    
    Als junges Paar gefreut;
    
    Und in des Jahres Laufe,
    
    Die Wonne fühl ich schon!
    
    Begleiten wir zur Taufe
    
    Den Enkel und den Sohn.
    
    (Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter)
    
    Gleich und gleich
    
    Ein Blumenglöckchen
    
    Vom Boden hervor
    
    War früh gesprosset
    
    In lieblichem Flor;
    
    Da kam ein Bienchen
    
    Und naschte fein: -
    
    Die müssen wohl beide
    
    Füreinander sein.
    
    (Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter) 
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