1. Sie warten auf mich


    Datum: 06.07.2019, Kategorien: Selbstbefriedigung / Spielzeug Autor: Pacerio

    ... dann nicht an der Kasse, weil wir im Lager oder bei den Regalen helfen. Es muss nur immer jemand schauen, ob ein Kunde zur Kasse geht.
    
    Ich sah den grauen Mantel. Er ging zur Kasse. Irgendwie beschleunigte mein Puls, was ich damals sehr merkwürdig fand. Ich kannte den Typen nicht, hatte ihn nur ein einziges Mal gesehen, aber es war, als würde ich gleich irgend jemand Wichtigem begegnen. Ich ging schnell zur Kasse, ließ mich in meinen Sitz fallen und rechnete ab: Eine Packung Eier. Er hatte schon drei Euro auf der Hand, die Packung kostete 2,59, und während ich beschäftigt war, das Wechselgeld zusammenzusuchen, holte er ein verschlossenes Kuvert aus der Manteltasche. Er drückte es mir im Gehen in die Hand, sagte: Einen schönen Abend! und war weg.
    
    Ich staunte nicht schlecht, das hatte ich noch nicht erlebt. Wieder war da dieser Blick gewesen, der mich eigentlich gar nicht betraf, der aber so markant war, dass er mir nicht mehr aus dem Sinn ging. Der Typ dürfte um die dreißig gewesen sein, vielleicht auch vierzig, vielleicht fünfzig. Keine Ahnung. Bei manchen Leuten lässt sich das Alter ja wirklich schlecht schätzen. Jedenfalls war er ein ganzes Stück älter als ich. Ich packte das Kuvert gleich in meinen Rucksack in meinem Schließfach. Wir dürfen keine Geschenke annehmen, wegen Bestechlichkeit und so. Zu dem Zeitpunkt wusste ich ja noch nicht, was drin war. Aber der Abend war erstmal gerettet: Die ganze Zeit war ich so voller Neugier, das Kuvert zu öffnen, dass ich ...
    ... beinahe am Ende vergessen hätte, die Ladentür zuzuschließen und den Sicherheitsdienst anzurufen, wie es unsere Pflicht ist!
    
    Ich ging viel schneller nach Hause als sonst, denn ich hatte mir auferlegt, das Kuvert erst in meiner Wohnung zu öffnen. Das mache ich eigentlich immer so, denn Vorfreude ist die schönste Freude. Das weiß jedes Kind, das sich mal auf den Weihnachtsmann gefreut hat. Die ganze Zeit über dachte ich nach. Was, wenn das eine Briefbombe war? Wenn der Typ ein Irrer war? Vielleicht war es auch irgendwas Obszönes? Oder vielleicht stand eine Morddrohung drin? Vielleicht stellte er Forderungen? Vielleicht plante er mich zu entführen? Ich war hin und her gerissen zwischen kindlicher Neugier beim Weihnachtsgeschenke-Öffnen und Horror-Kitzel.
    
    Trotzdem machte ich das Kuvert auf, sobald ich die Wohnungstür hinter mir zugezogen hatte. Ich hatte noch meine Straßenschuhe an, die voller Schnee waren, weil es an dem Tag sehr geschneit hatte. Ein Feigling zu sein, hätte ich mir selbst nie verzeihen können.
    
    In dem Kuvert waren dreihundert Euro und eine kleine Karte. Auf der Karte war hinten ein Stempel eines bekannten Restaurants (kein sehr billiges!) mit Telefonnummer und Anschrift und auf der anderen Seite war handschriftlich ein Termin vermerkt: 15.01., 18.30 Uhr, Tisch 8.
    
    Ich war vollkommen nervös, um nicht zu sagen: perplex. Ein Typ steckte mir einen Haufen Kohle zu und lud mich zum Essen ein? Da konnte was nicht mit rechten Dingen zugehen. Noch im Flur (um meine ...
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