Weeslower Chroniken VIII - 2007 - Inês - Kapitel 1 - Das Familienmädchen
Datum: 25.10.2023,
Kategorien:
Schamsituation
Autor: nudin
Nadine Bauer war im Stress. Nachdem sie ihr Studium zunächst erfolgreich mit einem Bachelor – so bezeichnete sie es gegenüber allen unter 40 – beziehungsweise einem Diplom – so nannte sie es gegenüber ihren Eltern – und in diesem Jahr auch mit einem MBA abgeschlossen hatte, arbeitete sie als Personalreferentin von Sylvia Pröschl an der „H:S-Hochschule Berlin“.
Und es gab soviel zu tun, nicht nur bei der aufblühenden H:S, die gerade viel Personal einstellte, sondern auch daheim, als Mutter von zwei Kindern, Partnerin zweier Männer und Tochter einer einsamen Mutter. Ihre ältere Tochter Sara, das Kind von Michael, war mittlerweile fast sechs Jahre alt, Ivy, ihre Kleinere, die gemeinsame Tochter mit York, erst drei. Dazu kam die Pendelei zwischen ihren beiden Wohnsitzen. Die meiste Zeit verbrachten sie und die Kinder bei York in Berlin, etwa jedes zweite Wochenende bei Michael in Weeslow, manchmal aber auch eine ganze Woche, in der sie dann dort am neuen Neben-Campus arbeitete und ihre Kinder immer zwei Plätze auch in der dortigen Hochschul-Kita vorfinden konnten. Zum Glück, das pries sie täglich, verstanden sich York und Michael sehr gut, und jeder nahm das Kind des anderen wie sein eigenes auf. Die Mädchen hatten so zwei gleichberechtigte und gleich geliebte Väter. Und Nadine ihrerseits wollte keinen von beiden missen. Dass sie ihre Männer jeweils auch mit anderen Frauen teilen musste, gehörte zu ihrer gemeinsamen Vereinbarung. Michael lebte in ständig wechselnden ...
... Beziehungen, meistens zu Ex-Schülerinnen, York hatte immer noch Bindungen an seine Ex-Frau in Wien, wo er außerdem einen weiteren Lehrauftrag hatte und oft die Woche verbrachte. Wie lange das alles noch so weitergehen sollte, das wusste sie nicht. Aber erst mal war es gut, so wie es war, wenn auch sehr anstrengend.
Nun kam hinzu, dass sie aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen auch noch in diesem IT-Projekt der H:S gelandet war, zum Aufbau eines neuen, endlich funktionstüchtigen Intranets.
An diesem Morgen schaute sie als erstes, als sie ins Büro gekommen war, auf die neue Seite, die seit dem vorigen Tag freigeschaltet war. Erstmals gab es dort im Log-In-Bereich nun auch verschiedene Chats, in denen sich Lehrkräfte untereinander oder Studierende zu bestimmten Themen austauschen konnten. Einige Einträge gab es bereits. In einem Chat, den sie „Schwarzes Brett“ in Anlehnung an analoge Zeiten getauft hatten, war erst ein Eintrag.
Ines, 1. Semester, sucht Job (10-15 Stunden Woche) und günstige Zimmer. Tel…
Wie viele Zimmer brauchst Du denn, fragte sich Nadine schmunzelnd. Sie antwortete über die interne Funktion des Admin, die nur für diese Ines sichtbar wurde:
Hallo Ines, kleine Korrektur: „günstige
s
Zimmer“. Oder suchst Du mehrere? Liebe Grüße, Nadine (Admin)
Einen Tag später, es war ein Samstag, an dem Nadine kurz ins Büro gefahren war, kam gerade die Antwort herein, als Nadine die Seite öffnete.
Danke, Nadine. Ich suche ein Zimmer. Kannst Du mir helfen, wie ...