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    Datum: 05.05.2024, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    Wieder Regen. Es war zum Haare ausraufen. Mein Hobby, das ich vor circa einem Jahr begonnen hatte, nämlich die Astrofotografie, entwickelte sich zu einer Quelle ständiger Frustration. Zunächst dauerte es Ewigkeiten, bis alle notwendigen Komponenten nicht nur angeschafft, sondern aufeinander abgestimmt waren.
    
    Ich mit der Technik zurechtkam, den Computerprogrammen, der Nachführung, Guiding, genauen Polausrichtung, Scharfstellen, dem Filterrad. Die Nachbearbeitung auf dem Computer halbwegs beherrschte.
    
    Wirklich interessante und lichtschwache Objekte, die hinterher auf Fotos so spektakulär aussehen, wie Galaxien oder planetarische Nebel, lassen sich nämlich nicht einfach so knipsen. Man macht hunderte von Einzelaufnahmen, die dann später in speziellen Computerprogrammen zusammengefügt werden. Oft kam ich auf Gesamtbelichtungszeiten von über zwanzig Stunden, also fotografierte dasselbe Objekt mehrere Nächte hintereinander.
    
    Wenn das Wetter mitspielte. Das tat es leider meistens nicht. Die wenigen wirklich klaren Nächte durften nämlich eines nicht haben: Einen Himmel, der vom Mond erhellt wurde. Gemeinerweise tut er das am liebsten bei klarem Himmel. Das ist dann zu hell für diese Objekte. In den Sommermonaten wird es gar nicht richtig dunkel, man kommt aus der sogenannten astronomischen Dämmerung nicht mehr heraus. Auch da nutzt einem der oft klare Himmel nichts.
    
    Nun war es endlich September, der Himmel wieder dunkel genug und Regen, Regen, Regen. Eine neue, ...
    ... empfindlichere Kamera, vor zwei Monaten angeschafft, nicht einmal ausprobiert. Nächste Woche eventuell klare Nächte. Die Wetterfrösche änderten die Vorhersagen zu oft. Verlassen konnte man sich auf nichts. Außer der Frustration.
    
    Ich erfüllte mir damit einen Kindheitstraum. Als Junge hatte ich ein einfaches Teleskop bekommen, mit dem ich nächtelang mit großer Begeisterung, aber eigentlich gar nicht so großen Ergebnissen den Himmel beobachtet hatte. Später sparte ich bei meinem ersten gutbezahlten Job auf ein richtig gutes Teleskop.
    
    Als ich das Geld fast zusammen hatte, bot mir ein Kollege seine Wohnung als Nachmieter an. Ich war vierundzwanzig und es war eigentlich längst Zeit gewesen, von zuhause auszuziehen. Also ging das Geld für eine Wohnungseinrichtung drauf. Und es passierte so viel in meinem Leben danach, kamen andere Interessen, Kosten und Verpflichtungen auf mich zu, dass ich diesen Traum nicht nur begrub, sondern vergaß.
    
    Nun, Mitte fünfzig und langsam nach bewegtem Leben zur Ruhe gekommen, stieß ich bei Ebay-Kleinanzeigen durch Zufall auf genau das Modell, auf das ich damals gespart hatte. Es war zudem ein Schnäppchen. Die Freude groß, die ersten Beobachtungsabende aufregend. Und frustrierend. Von meinem Berliner Balkon aus sah man zwar Planeten und den Mond ganz gut. Aber die wirklich interessanten Objekte nur als kleine, verwaschene Flecken im Okular, wenn überhaupt.
    
    Daher die Astrofotografie. Ein Kamerachip kann bei entsprechenden Belichtungszeiten ein ...
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