1. Prinzessin Lea und der Zauberspiegel


    Datum: 21.05.2024, Kategorien: Humor Autor: Prinzessin__Lea

    ... sich mir in den Weg stellte, mich mit jenem geringschätzigem Blick, den ich heute schon oft bemerkt hatte, ansah und mit blasiertem Ausdruck anhub zu reden. Bevor er ein Wort sagen konnte, ließ ich beiläufig eine große Goldmünze auftauchen und zwischen meinen Fingern tanzen und fragte ihn über seine Spiegel aus. Ob einer darunter sei, wie der, durch den wir in diese sonderbare Welt gereist waren. Der Gemeine stellte sich, mit gierigem Blick dem Tanz des Goldes folgend, nicht minder dämlich an als die Gardisten des Königs und ich musste ihm aufs Genaueste beschreiben, wie mein Spiegel ausgesehen hatte, um von ihm die Auskunft zu erhalten, dass es mehrere solcher Kostbarkeiten in seinem Laden zu erwerben gäbe.
    
    Dabei zog er mich am Arm in die Ecke des Raumes, die ich ganz gern ohne ihn untersucht hätte. Also gab ich ihm ein, sich zur entgegengesetzten Seite des Hauses zu begeben und mich einfach zu vergessen. Kaum allein, betrachtete ich alle Spiegel, ohne jedoch einen zu finden, der zumindest ähnlich dem aussah, der im Schloss in meinem Labor an der Wand stand. Gerade als ich mich abwenden und das Gemach verlassen wollte, hörte ich wieder das wohlbekannte Geräusch, doch diesmal wesentlich lauter als zuvor.
    
    Ich seufzte, dann rief ich den Bediensteten zu mir und fragte ihn aus wie ein kleines störrisches Kind, das die Hand im Sahnekrug hatte. Ob er auch dieses Kreischen hörte. Er schüttelte verständnislos den Kopf. Und ob es noch andere Spiegel im Hause gäbe. Er nickte ...
    ... langsam und ich erhöhte den Druck auf seinen Geist, woraufhin er mit einem seltsamen Schlüssel eine in der Wand verborgene Tür öffnete und mich in einen weiteren Raum ließ, der noch mehr mit Früchten seines Handwerks gefüllt war als der vorige. Ich brauchte nicht einmal zu suchen, ein weiteres Kreischen ließ meinen Blick auf jenen vermaledeiten Spiegel rucken, der hier auf dem Boden aufstand und mich in diese seltsame Welt gebracht hatte und nach mir zu rufen schien. Doch konnte ich unmöglich hineinsteigen, solange ich nicht die Prinzessin bei mir hatte. Aber zumindest konnte ich mich davon überzeugen, dass es tatsächlich das Objekt meiner Wünsche war. Ich hieß den Knecht, den Raum zu verlassen, und betrachtete aufmerksam den Spiegel, der halb blind war. Zögernd schob ich meinen ausgestreckten Finger vor und war gewärtig, gegen das feste Glas eines gewöhnlichen Spiegels zu stoßen. Aber es fühlte sich mehr nach einem Zurückweichen an, als griffe man in gespannten Stoff. Rasch nahm ich ein Tuch von einem Schrank hinter mir ab und rieb und rieb und putzte so lange, bis ich mein Antlitz wieder im Spiegel erkennen konnte. Jene Stelle setzte dem Durchdringen kaum noch Widerstand entgegen. Ich verdoppelte meine Anstrengungen und legte Stück für Stück des Spiegels wieder blank. Dann schob ich den Umhang des Fremden ein Stück zurück und langte mit dem Arm vorsichtig um den Rand des Spiegels. Ich spürte grobes Mauerwerk auf der anderen Seite, ganz so wie daheim jene Wand im Schloss, an der ...
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