1. Stille Wasser


    Datum: 23.05.2024, Kategorien: Erstes Mal Autor: bypuresense

    ... sagen konnte, öffnete sie die Tür und trat in den Flur. Ein Dutzend männlicher Augen mit Blicken voller Geilheit, Neid und Häme empfingen uns. Offensichtlich hatte dieser Teil der Party alles mit angehört. Nadja aber schien das nicht im Geringsten peinlich zu sein. Im Gegenteil. Sie stellte sich völlig souverän vor die Jungsschar, zu der auch Ben und Jochen gehörten, und sagte laut und deutlich.
    
    "Marky-Mark ist keine Jungfrau mehr."
    
    Dann drehte sie sich im Halbkreis, die Hände in die Hüfte gestemmt, und grinste den Jungs einem nach dem anderen dreckig ins Gesicht. Und plötzlich war da keine Häme mehr in ihren Gesichtern, nirgends. Im Gegenteil, aus den spöttischen Blicken wurde schlagartig ein sehnsuchtsvolles Schmachten, weil alle plötzlich begriffen hatten, dass ich derjenige war, der heute Abend zum Schuss gekommen war. Nicht sie. Und diese Niederlage konnte man mit keinem Spruch retten. Mit vorsichtigem Stolz huschte ich hinter Nadja aus dem Klo.
    
    "Meine Herren" murmelte ich und drückte mich an der Gruppe vorbei Richtung Küche. Dort hatte man von dem Treiben offensichtlich nichts mitbekommen.
    
    Janina kam auf uns zu und schnappte sich Nadjas Arm.
    
    "Heyyy Marky-Mark da bist du ja. Darf ich dir meine supertolle Mitbewohnerin vorstellen, Nadja. Nadja, das ist Mark. Mark, Nadja."
    
    Mir blieb der Mund offen stehen.
    
    Janina dreht sich halb zu Nadja, schon deutlich betrunken, und schnaufte etwas ...
    ... lallend:
    
    "Also, Mark hier, nä, der ist ein bisschen ruhig, aber der ist voll in Ordnung. Muss man nur mal kennenlernen, dann kommt der voll auf Umdrehung. So stilles Wasser, weißt du. Aber echt tief."
    
    Ich lächelte verlegen, aber Nadja grinste mich breit an.
    
    "Was du nicht sagst."
    
    Janina nickte energisch.
    
    "Doch echt. Mark ist echt ein guter Typ. Halt mehr so innere Werte, weißt du. Glaubt an Romantik und Liebe und so .. so voll süß!" rief sie plötzlich und gab mir einen Kuss auf die Wange.
    
    Ich schluckte.
    
    "Joa, also manchmal." murmelte ich.
    
    Nadja prustete ein kleines Lachen heraus, dann drehte sie sich zu Janina und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Janinas Augen weiteten sich, und schließlich schlug sie sich die Hand vor den Mund.
    
    "Nä oder!" rief sie laut.
    
    Ich zuckte etwas schuldbewusst mit den Schultern.
    
    Janina packte mich am Arm und zog mich zu sich.
    
    "Nicht dein Ernst oder?" fauchte sie in mein Ohr. "Hast du jetzt echt einfach so meine Mitbewohnerin gefickt... hätt ich gewusst, dass du so einer bist, hätte ich mich auch schon längst mal bedient."
    
    Mir fiel alles aus dem Gesicht.
    
    "Janina??" rief ich.
    
    Janina warf mir einen drohenden Blick zu und hob den Zeigefinger.
    
    "Schuldest mir was." brummte sie grimmig.
    
    Ich blickte hilfesuchend zu Nadja, aber die grinste nur noch breiter.
    
    "Tja." meinte sie schließlich. "Musst uns wohl mal öfter besuchen kommen."
    
    Und das tat ich dann auch. 
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