Schiffbruch 05
Datum: 19.07.2024,
Kategorien:
Schwule
Autor: byjanklein98
Am Abend grillten sie reichlich Fisch und ein paar Kartoffeln. Den Rest wollten sie aber tatsächlich anpflanzenn. Dazu gab es Kokosnüsse. Die Sonne war untergegangen, das Feuer flackerte und zu dritt saßen sie im Halbkreis nebeneinander, damit der Rauch ihnen nicht ins Gesicht blies. Tarquin links, Hayat in der Mitte, Philippe rechts. Tarquin erwartete dass die beiden Schüler über ihre Rettung sprechen würden aber sie taten es nicht. Stattdessen war die Stimmung zwischen Hayat und Philippe sehr gelöst und unkompliziert. Sie lachten über Kleinigkeiten und sprachen über die Formen von Wolken hier draußen, als hätten sie Gras geraucht.
Ihr eigentliches Leben spielte überraschenderweise keine Bedeutung.
Tarquin wartete ab, bis sich eine Gesprächspause ergab
"Wir sollten ein Boot bauen" warf er ein. "Wie denn?" fragte Hayat.
"Es wird wohl eher ein Floß. Eventuell können wir noch mit Sachen aus deinem Gepäck ein kleines Segel nähen. Aber wir sollten bald anfangen, Bäume zu schlagen."
"Also knoten wir einfach Baumstämme aneinander wie in so einem Dschugelfilm?" setzte sie nach.
"Wir sind in einem Dschungelfilm" grinste Philippe, mit seinem Leben sichtlich zufrieden.
"Im Prinzip ja" antwortete Tarquin.
In der Dunkelheit um das Lagerfeuer sitzend schwiegen sie für einen Moment. Dann unterbrach Hayat die Stille.
"Ich bin in Gaza aufgewachsen. Mein Eltern waren beide Ärzte. Eigentlich waren wir in Jordanien in einem Flüchtlingslager aber sie sind aus ...
... Überzeugung nach Gaza zurück gegangen um dort zu operieren. Da war ich zehn."
Das Feuer knackte, dass Hayats mit ihrer Lebensgeschichte anfing, kam für Tarquin etwas unerwartet.
"Als ich vierzehn war, waren wir auf irgendeine Hochzeit im Westjordanland eingeladen. Um da hin zu kommen muss man mit dem Bus durch Israel durch." Tarquin sah sie an. Das schwarze Gewand, der schwarze Hijab. Nur ihr Gesicht hob sich von der Dunkelheit ab. "Irgendwo in Israel haben wir an einer Bushaltestelle Pause gemacht. Die Haltestelle war voll mit israelischen Soldaten, die wollten auch irgendwo hin. Ich bin auf Toilette gegangen, meine Eltern und mein Bruder blieben im Bus."
Sie atmete tief durch "als ich wieder einsteigen wollte, hörte ich irgendjemanden im Bus schreien, dann hat mich einer der israelischen Soldaten gegriffen" sie deutete auf ihr Genick "und auf den Boden geworfen. Anschließend ist er auf mich draufgesprungen."
"Hat er dir etwas getan?" fragte Philippe. Hayat schüttelte den Kopf.
Tarquin blieb still, er ahnte wie die Geschichte weitergehen würde.
"Ich erinnere mich nicht mehr an den Knall weil meine Trommelfelle gleich geplatzt sind. Deshalb habe ich heute noch Probleme mit hohen Frequenzen. Die höre ich nicht gut. Naja, also mein Bein fühlte sich an als hätte jemand hineingebissen." Sie rollte das Gewand hoch und zeigte ihren rechten Unterschenkel. Eine lange Narbe zog sich von unterhalb des Knies bis zum Knöchel.
"Das war ein Stück von der Bustür. Ein anderes ...