1. Die Fremde im Zug


    Datum: 08.11.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byNiaDreamz

    ... der Seine gesessen hatte und spielte. Nadia freute sich über seine Erzählung, strahlte ihn an und wickelte versonnen eine Strähne ihres schwarzen Haars um ihren Finger.
    
    Sie schaukelten sich gegenseitig hoch. Sie fragte nach, berichtete ihrerseits, wenn sie einen Ort besucht hatte, von dem Robert erzählte. Vergessen war die Enge des Abteils, sie sprachen laut, beugten sich vor.
    
    Im Rausch seiner Berichte bemerkte Robert kaum, dass Nadia sich auf seinem Knie abstützte, und ihn mit sanften Fingern vorsichtig streichelte.
    
    Was auch immer es letztlich war, irgendetwas am Dialog der jungen Leute wurde für Mr. Nacho zu viel. Er räusperte sich lauthals, verschränkte die Arme und bedachte die beiden mit dem finstersten Blick, den er zustande brachte. Und Junge, der war finster. Selbst Nadia hielt mitten im Satz inne und machte große Augen.
    
    Sie fing sich schnell wieder, sah den Dicken entschuldigend an. Dann zwinkerte sie Robert verschwörerisch zu und setzte sich züchtig und aufrecht in ihren Sitz. "Später", sollte ihr Blick wohl sagen. Doch wann war das?
    
    Den Kopf gegen den muffigen Vorhang gelehnt, die Gitarre im Arm, saß er jetzt seit gefühlten Stunden da und versuchte zu dösen. Rat-ta-tat. Rat-ta-tat.
    
    Weder das monotone Klappern der Gleise, noch das grunzende Schnarchen von Mr. Nacho half ihm, einzuschlafen.
    
    Irgendwann musste es ihm doch gelungen sein, denn von einem Moment auf den anderen stand der Zug still und das grelle Licht eines Bahnhofs flutete das Abteil. ...
    ... Ohne Rücksicht auf Verluste wuchtete Mr. Nacho seinen Koffer von der Gepäckablage und ließ ihn rummsend auf dem Boden landen. Er brummte etwas, was sowohl eine Beleidigung als auch ein Abschied gewesen sein konnte, schob die Tür des Abteils krachend auf und stapfte von dannen.
    
    Nadia blinzelte verschlafen und sah so nur noch hinreißender aus. Sie streckte sich umständlich und rutschte über ihre Bank hinweg zur Tür, um das Abteil wieder zu verschließen. Sie schob sogar einen kleinen Riegel vor, den Robert zuvor nicht entdeckt hatte. Er dachte sich nichts weiter dabei und war erleichtert, Mr. Nacho loszusein.
    
    "Endlich allein.", sprach sie seine Gedanken grinsend aus und setzte sich wieder.
    
    Robert nickte, gähnte herzhaft und hielt sich hektisch eine Hand vor den Mund. Im Halbschlaf ließen seine Manieren etwas zu wünschen übrig, aber Nadia kicherte nur. "Ja, endlich.", stimmte er ihr zu und rieb sich über die Augen.
    
    "Schau mal. Ich hab uns was besorgt, während du geschlafen hast.", sagte sie und kramte vier Flaschen spanischen Biers hervor, die sie unter ihrer Bank versteckt hatte. Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu. "Das weckt die Lebensgeister und macht ein wenig lockerer, meinst du nicht?"
    
    Robert zuckte mit den Achseln, aber nahm die angebotene Flasche gerne entgegen. Er hatte Durst, seine Kehle war ganz trocken. Und er war den Bieren unterschiedlicher Kulturen nicht abgeneigt, auch wenn Frankreich ihn in der Hinsicht enttäuscht hatte.
    
    Sie stießen an und er ...
«1234...8»