1. Samiras Großmutter


    Datum: 17.01.2020, Kategorien: 1 auf 1, Autor: Kastor Aldebaran

    ... neben mich und schon konnte es mit dem Schreiben losgehen.
    
    Zwei Stunden saß ich schon dort, als ich der Meinung war, etwas zu essen. Ich war schon ein kleines Stück mit meinem Text weitergekommen und damit sehr zufrieden. Die frische Luft und die Umgebung waren inspirierend. Gleichzeitig machten sie Hunger.
    
    Ich kramte in meiner Tasche, holte einen Snack heraus und biss herzhaft hinein. Just in diesem Moment kam Samira ein weiteres Mal in meine Sicht. Ich erkannte sie sofort, denn eine solche Person vergisst man nicht innerhalb kurzer Zeit. Ich ließ meinen Arm mit dem Essen sinken, machte ein nachdenkliches Gesicht und kaute auf dem Stück herum, welches ich gerade abgebissen hatte. Dabei beobachtete ich sie aus dem Augenwinkel, tat aber, als wenn ich sie nicht wahrnehmen würde.
    
    Sie war gerade vor mir angekommen, als sie erneut stolperte, dabei war es nicht dieselbe Stelle wie am Tag zuvor. Ich konnte einen leisen Schrei hören, während sie es gerade noch schaffte, ihre Gleichgewicht zu halten und nicht zu fallen. Kaum stand sie wieder auf festen Beinen, sah sie mich für einen kurzen Augenblick eindringlich an, was mir sofort in Erinnerung blieb. Sie hatte jadegrüne Augen, die mir direkt in die Seele zu schauen schienen. Stechend, fordernd, aber zugleich auch weich, etwas was ich zuvor noch nicht gesehen hatte. Man konnte sich in diesen Augen verlieren, geradezu darin ertrinken. Als sie nach wenigen Augenblicken wieder wegschaute, war es, als wenn ich aus einem Bann ...
    ... entlassen worden war. Erst jetzt konnte ich mich wieder von ihrem Blick lösten und klar denken.
    
    Samira ging weiter, drehte sich jedoch noch einmal um und sah ein weiteres Mal nach mir. Wenig später verschwand sie hinter der nächsten Biegung. Erst jetzt erinnerte ich mich wieder daran, dass ich etwas essen wollte, und schluckte den inzwischen wässrigen Brei herunter, den ich noch immer im Mund hatte. Den Rest meiner Lebensmittel verspeiste ich gedankenvoll, während ich immer wieder an ihre Augen denken musste. Weiterschreiben konnte ich nicht mehr, meine Gedanken waren woanders und ich konnte mich nicht mehr konzentrieren.
    
    Selbst als ich später wieder Zuhause war, ging sie mir nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder schob sich ihr Bild vor meine Augen und ließ mich innerlich erschauern. Warum konnte ich nicht einmal genau sagen, immerhin hatte sie mir nichts getan.
    
    Zwei Mal hatte ich sie bereits gesehen, und wenn ich es mir genau überlegte, war es beide Male zur selben Zeit gewesen. Irgendwie war ich neugierig geworden, vielleicht wollte ich auch nur noch einmal ihre Augen sehen. Ich kann es nicht mehr genau sagen. Da aber das Wetter stabil war und ich nichts Besseres zu tun hatte, ging ich auch am nächsten Tag in den Park, war darüber begeistert, dass die Bank wieder verweist, war, legte die Kissen erneut hin und setzte mich wartend hin. Den Laptop hatte ich auch mit, schaltete ihn auch ein, aber eigentlich diente er nur zur Tarnung. Ich wartete auf Samira, doch sollte ...
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