1. Samiras Großmutter


    Datum: 17.01.2020, Kategorien: 1 auf 1, Autor: Kastor Aldebaran

    ... sie es nicht gleich mitbekommen, sofern sie überhaupt kam. Es sollte nicht aussehen, als wenn ich es auf sie abgesehen hatte.
    
    Seltsam war, dass mein Herz anfing zu pochen, als sie tatsächlich um die Ecke kam. Sie sah mich ebenfalls schon von Weitem und verlangsamte ihren Schritt, was ich deutlich aus dem Augenwinkel erkennen konnte.
    
    Ihre Schritte wurden kürzer und langsamer, trotzdem kam sie näher, sah aber nicht auf mich, sondern vor mir auf den Weg, als wenn sie etwas suchte. Doch dort war nichts Außergewöhnliches, genauso wie die Tage zuvor. Nichts deutete darauf hin, dass etwas nicht damit stimmte.
    
    Ich habe keine Ahnung wie das Passieren konnte, nichts deutet darauf hin, aber als Samira an mir vorbei war, stolperte sie erneut. Doch dieses Mal reagierte sie vollkommen anders als zuvor. Noch während sie sich umdrehte und das Gleichgewicht wiederfand, starrte sie mich sofort wieder an. Doch sie ging nicht weiter, stand zuerst einen Moment nur da und setzte sich dann auf das Ende der Parkbank, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    
    Sie sagte nichts, starrte mich nur an und ich hatte wieder den Eindruck, als wenn sie mich scannte. Ihre Augen bohrten sich in mich, wühlten in meinem Gehirn. Ob sie dort etwas Nützliches fanden, konnte ich nicht sagen, denn sie brach auf einmal diesen erneuten Bann, unter dem ich stand, indem sie leise und lauernd zugleich fragte: "Haben sie etwas gegen mich?"
    
    Ich war etwas verwirrt. Erstens, weil ich wieder Herr meiner Gedanken war ...
    ... und zweitens, weil ich gewiss nichts gegen sie hatte. Warum auch. Sie hatte mir nichts getan. Ich hatte hier nur gesessen und sie war an mir vorbei gegangen. Nichts weiter. Ich kannte sie nicht, wusste zu dem Zeitpunkt nicht, wie sie hieß, noch irgendetwas anderes.
    
    "Warum sollte ich etwas gegen dich haben?", antwortete ich fast flüsternd, da ich einen Kloß im Hals hatte. Danach räusperte ich mich einmal, um denn Schleimpfropfen zu entfernen.
    
    Man konnte ihr ansehen, dass ihr meine Antwort nicht schmeckt. Sie zog ihre Stirn erneut kraus, was ihr ein noch drolligeres Aussehen gab, als das, was sie zu vor gehabt hatte.
    
    Ich musste einfach lächeln, nicht aus Freundlichkeit, sondern aus tatsächlich empfundener Belustigung. Besonders als sie ihre Hände unter ihre Waden schob. Hierdurch hoben sich ihre dünnen Beinchen so weit vom Boden ab, dass sie diese gegenläufig hin und her schwingen konnte.
    
    Die Falten auf ihrer Stirn verschwanden langsam wieder. Statt des vorigen Gesichtsausdrucks trat jetzt ein anderer in ihr Gesicht. Etwas von Neugierde kam hervor und sie wackelte noch stärker mit ihren Beinen vor und zurück.
    
    "Was machen sie da eigentlich? Sie sitzen jetzt schon den dritten Tag hier und starren auf das Gerät auf ihren Beinen. Sie sollten lieber die Natur anschauen, als auf den Monitor. Ist doch nicht einmal halb so interessant!"
    
    Eine etwas seltsame Ansicht für eine junge Frau. Die meisten ihrer Artgenossen liefen schließlich gebeugt in der Gegend herum, hielten ...
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