Die Wege der Bösartigkeiten 01
Datum: 31.01.2020,
Kategorien:
Hausfrauen
Autor: byCaballero1234
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Der Regen brach - wie immer um diese Jahreszeit - plötzlich und mit unvorstellbarer Heftigkeit los! Binnen weniger Minuten hatten hoch aufgetürmte, pechschwarze Wolken den Himmel verdunkelt und dann goss es los, als habe man dort oben alle Schleusen geöffnet. Auf der Terrasse vor dem Salon des Herrenhauses schienen die schweren Tropfen förmlich zu explodieren und verursachten dabei solchen Lärm, dass man kaum noch das Grollen des Donners vernehmen konnte.
Earl Thomas von Madclife trat ans Fenster, schob mit ausgestrecktem Zeigefinger die schwere Brokatgardine zurück und warf einen Blick nach draussen. Die von grauen Schleiern durchsetzte Luft nahm jede Möglichkeit eines Ausblickes auf die Felder. Doch der Earl wusste auch so, dass der Schaden enorm sein würde.
„Erst der Hagel und jetzt auch noch das Wasser!" murmelte er. „Ich fürchte alleine der heutige Tag kostet mich ein Vermögen!"
Sein Gast nickte stumm. Jeder wusste, dass selbst ein vollständiger Ernteausfall den Earl von Madclife nicht zu einem armen Mann gemacht hätte. Die Getreideproduktion - so groß sie auch sein mochte - stellte schließlich nur einen kleinen Teil seiner Einkünfte dar.
„Nicht nur euch, Mylord!" meinte die Dame schließlich. „Wenn der Fluss wieder über die Ufer tritt, und das wird er, daran besteht kein Zweifel, dann werden weiter stromabwärts einige Farmer ihr letztes Hab und Gut verlieren!"
Thomas Madclife seufzte. Sein besorgter Blick galt den beiden mannshohen Palmen vor ...
... dem Haus. Er hatte sie im Frühjahr unter erheblichem Kostenaufwand hierher bringen lassen um ein wenig jener exotischen Athmosphäre zu schaffen, die er so liebte. Nun rissen die Sturmböen wie verrückt an den fächerartigen Blättern, die vor wenigen Minuten schon von heftigen Hagelschauern in Mitleidenschaft gezogen worden waren.
„Wenn ich richtig verstanden habe, dann liegt ja genau darin der Grund eures Besuches!" Der Earl wandte sich vom traurigen Schauspiel des Unwetters ab. „Und ihr sprecht nicht von einigen Farmen, sondern meint eine ganz bestimmte! Aber erklärt es mir ein weiteres Mal in Ruhe, Mylady!"
„Was ist daran so schwer zu verstehen?"
Die Stimme der Countess Vascara klang gereizt, obwohl sie sich bestimmt Mühe gab, diesen Umstand zu verbergen.
„Verstehen sie mich bitte nicht falsch! Ich bin nicht dumm!" erwiderte Thomas Madclife. „Es ist nur die Ungewöhnlichkeit eures Anliegens. Ich möchte nur sicher gehen, dass ich euch nicht falsch verstehe!"
Er entnahm dem Humidor aus Spanischer Zeder eine Zigarre, öffnete sie bedächtig mit einem silbernen Schneider und betrachtete die Countess über das aufflackernde Streichholz hinweg, während er geräuschvoll zu paffen begann um die ganze Spitze in Glut zu versetzen. Madclife war sich sehr wohl der Unhöflichkeit bewusst, der Dame nicht zuerst Feuer anzubieten, hatte sie doch eben selbst eine Zigarette in das schlanke Mundstück aus Elfenbein geschoben. Doch er sah keinen Grund für Höflichkeit. Sein Gast war als ...