1. Würzburg – Nürnberg, eine Zugfahrt


    Datum: 01.02.2020, Kategorien: Betagt, Autor: byEvonBahrenberg

    Mittwoch Nachmittag, gut gelaunt schlendere ich durch den Würzburger Bahnhof auf dem Weg zum Zug. Ein Schaufenster wirft mein Bild zurück, zu unscharf, um mein Gesicht zu erkennen. Weiblich, nicht mehr ganz jung. Graues Kostüm, der Rock endet kurz über meinen Knien. Der Blazer offen, die Bluse gerade durchsichtig genug, um erkennen zu lassen, dass ich einen BH trage. Die Absätze ein wenig zu hoch, helles Nylon auf meinen Beinen, ein Aktenkoffer, den ich hinter mir herziehe.
    
    Ein erfolgreicher Tag, eine lange Verhandlung liegt hinter mir. Am Ende haben mein Mandant und der Gegner einen Vertrag unterzeichnet, der unser Verhandlungsziel übertrifft.
    
    Gemächlich erreiche ich den Bahnsteig, selbst mein Zug ist pünktlich. Mein Fensterplatz im erster Klasse Abteil frei, tatsächlich das ganze Abteil frei. Ich verstaue meinen Aktenkoffer, schlage die Beine übereinander, blicke aus dem Fenster und denke darüber nach, welche Auswirkungen das Verhandlungsergebnis auf mein Honorar und meine Erfolgsprämie haben. Eindeutig ein guter Tag.
    
    Am Rande nehme ich war, dass der Platz mir gegenüber besetzt wird. Ein dunkler Anzug, das Sakko abgelegt und aufgehängt. Seriöse Krawatte auf weißem Hemd. Durchschnittsgesicht. Dann eben zu zweit im Abteil. Mein Blick schweift wieder aus dem Fenster, genießt den Blick auf die Weinberge.
    
    Ruckelnd setzt sich der Zug in Bewegung, passiert die Weichen, die ihn auf die Strecke nach Nürnberg führen. Die Szenerie vor dem Fenster wechselt, gibt den ...
    ... Blick auf den Main frei. Mein Feierabend in Sicht.
    
    Langsam macht sich Entspannung in mir breit. Die Wirkung des Adrenalins aus der Verhandlung lässt nach. Die Körperspannung weicht. Und bei der nächsten Weiche, die der Zug passiert verliere ich den aufrechten Sitz, mein Fuß fährt mit dem Spann über die Wade meines Gegenübers. Ich spüre durch den Wollstoff der Anzughose seine Wade, Muskeln. Eine kurze Berührung nur, schnell habe ich mich wieder gefangen. Entschuldige mich. Höre kaum hin, als er das übliche „macht doch nichts" murmelt. Nehme seinen Nachsatz, „eigentlich mag ich das", kaum wahr.
    
    Stop. Hat er gerade gesagt, dass er die Berührung meines Fußes an seiner Wade mag? Langsam drehe ich meinen Kopf zu ihm, blicke ihm ins Gesicht, bemerke, dass er zumindest nicht schlecht aussieht, lächle ihn an. Fahre langsam nochmal mit dem Spann über seine Wade. Bewusst diesmal, langsam. „Das gefällt Ihnen?"
    
    „Oh ja, sehr sogar" meint er lächelnd. Vielleicht bin ich doch noch aufgepeitscht von der Verhandlung, vielleicht spüre ich auch den Champagner, mit dem ich mit dem Mandanten angestoßen hatte, jedenfalls beginne ich das Spiel zu mögen. Ich lasse den Schuh von meinem rechten Fuß gleiten, fahre erneut seine Wade entlang, blicke dabei in sein Gesicht. Ich fange seinen Blick auf, erst verwundert, dann genießend. Langsam streichle ich weiter mit meinem Fuß sein Bein. Stelle fest, dass der Nagellack auf meinen Zehen, der durch das helle Nylon scheint, genau die richtige Farbe hat. ...
«123»