1. Merlins Kinder 01: Klassentreffen


    Datum: 18.02.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie, Autor: byPhiroEpsilon

    ... erwähnte noch nicht einmal seinen Namen.
    
    "Supermodel Lola Ramirez hat diesmal einen gutaussehenden unbekannten Verehrer im Schlepptau", stand da. "Ob jetzt wohl bald wieder die Kirchenglocken für sie läuten?"
    
    Was hatte mein Papa mit so einer Frau zu schaffen? Ich tippte "Lola Ramirez" ein, schloss die Augen, konzentrierte mich und klickte herum. Was ich dann sah, ließ mich die Luft anhalten. Das grobkörnige Foto stammte aus einem spanischen Zeitungsarchiv. Mein Blick fiel auf das Datum. "Febrero 1, 1926" Fast hundert Jahre alt.
    
    Ich markierte den Text auf der Seite und ließ ihn mir von Google übersetzen. Spanisch stand ziemlich weit hinten auf meiner "Dinge, die ich im Leben lernen will"-Liste.
    
    "Marguerita de Vargas trauert um den Verlust ihres vierten Mannes Alfonso, von dem sie ein stattliches Vermögen erbt."
    
    Lola war eine Hexe! Eine uralte. "Scheiße!" Ich sprang auf. Wenn sie die Fühler nach Papa ausstreckte, hatte ich keine Chance. Und Mama auch nicht. "Scheiße, Scheiße, Scheiße." Doch warum umgarnte sie Papa überhaupt? Um der Wahrheit die Ehre zu geben, sah er nicht wirklich gut aus für einen knapp Dreißigjährigen. Nur seine Augen leuchteten himmelblau. Es war wie ein Blick in den Spiegel.
    
    "Hmmm." Ich setzte mich wieder. Nochmal "Patrick Wegner". Konzentration. Ein Stoßgebet, drei Klicks.
    
    "1. Mai 2000: Ein Neugeborenes wurde auf den Stufen von St. Patrick in Mayen gefunden. Pfarrer Frank Wegner hat erklärt, dass er und seine Frau den Jungen ...
    ... adoptieren wollen. Wir wünschen ihnen viel Glück auf dem Lebensweg."
    
    "Patrick Wegner" war adoptiert. Und er war in der Walpurgisnacht des Jahres 2000 geboren. Meine Finger trommelten auf der Tischplatte. Konnte das Zufall sein oder hatte Gott Herne seine Finger im Spiel? Kein Zufall. Auf gar keinen Fall.
    
    Ich nahm mein Handy und tippte blind auf der Nummerntastatur herum. Es klingelte.
    
    "Patrizia! Was ist, Kleines?", meldete sich die sympathische Stimme von Ur-Ur-Uroma Waltraud, der Frau in der Waldhütte ohne Strom.
    
    "Hallo Oma", sagte ich. "Ich habe ein klitzekleines Problem —"
    
    4
    
    Patrick
    
    Die Augen, die mich vergnügt anblickten waren ein Spiegelbild meiner eigenen. Ich brauchte kein Wort der Erklärung. Mit einem Mal war die Erinnerung wieder ganz klar. Die Nacht auf der Skihütte, Svenja, die irgendwelche seltsamen Worte vor sich hin murmelte, während sie auf mir ritt. Gefühlt stundenlang. Ich kam zum Höhepunkt, doch sie hörte nicht auf, ritt weiter und ich kam erneut und noch einmal, bis ich das Bewusstsein verlor.
    
    Nie wieder danach war Sex auch nur entfernt ähnlich gewesen.
    
    "Patrizia", murmelte ich. "Ich bin dein Vater?"
    
    Sie brach in Gelächter aus. "Cool!", sagte sie. "Bin ich dann Prinzessin Leia?"
    
    "Patrizia!", kam Svenjas Stimme von hinter mir.
    
    Ich wandte mich um. "Warum?", fragte ich. "Warum hast du mir das verheimlicht?"
    
    Sie wandte den Blick ab.
    
    "Was zur Hölle?", fuhr ich auf. "Du verführst mich, lässt dich von mir schwängern und dann ...
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