1. Merlins Kinder 01: Klassentreffen


    Datum: 18.02.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie, Autor: byPhiroEpsilon

    ... sagte er und reichte mir die Hand. "Einfach nur Frank. Freut mich, dass du gekommen bist, Patrick."
    
    "Beinahe nicht", murmelte ich.
    
    "Wie geht es dir?"
    
    "Wie es so geht, wenn einem die Frau davongelaufen ist", sagte ich schroff. "Fritz und Svenja haben damit wohl keine Probleme."
    
    "Svenja? Die beiden haben sich doch schon vor dem Abitur getrennt. Fritz hat die Tochter eines Geschäftsfreunds seines Vaters geheiratet. Eine Art Firmenfusion wie ich höre."
    
    "Oh?"
    
    "Svenja ist immer noch Single." Wienert lächelte wissend. "Hat wohl den Richtigen noch nicht gefunden."
    
    Scheiße! Dann hatte unser Abenteuer auf der Skihütte die beiden auseinandergebracht?
    
    Am letzten Abend unserer Abi-Fahrt hatte Fritz Schnaps hereingeschmuggelt, und alle — auch die Lehrer — waren mehr oder weniger angeheitert.
    
    Ich habe mir nie viel aus Alkohol gemacht und stolperte nach dem zweiten Schluck aus der Flasche in Richtung Schlafsaal. Als ich im Halbdunkel am oberen Ende der Treppe ankam, stand da Svenja ... mit verheultem Gesicht.
    
    "Was ist?", fragte ich.
    
    Sie zuckte zusammen, und blickte mich dann verzweifelt an. "Ich hasse es, wenn er das tut."
    
    Ich weiß nicht, was mich damals ritt, doch ich breitete einfach die Arme aus. Sie blickte mich an und warf sich geradezu an mich. Ich hielt sie fest und sie küsste mich wild. Dann schnappte sie meine Hand und zog mich in einen kleinen Raum.
    
    Wir waren beide nicht mehr nüchtern, und an das, was dann folgte, erinnere ich mich nur noch ...
    ... verschwommen. Berührungen, Küsse, nackte Haut, und dann rhythmisches Stöhnen.
    
    Danach versuchte ich, mit ihr zu reden, doch die Zeit bis zum Abitur ging zu schnell vorbei.
    
    "Da ist sie ja", sagte Wienert in meine Gedanken.
    
    Ich zuckte zusammen. "Wer, was?"
    
    Er blickte über meine Schulter. Ich wandte mich um und fiel in ein Paar himmelblaue Augen. "Svenja", keuchte ich.
    
    Zehn Jahre hatten aus dem Mädchen eine wunderschöne Frau gemacht. Allerdings sahen ihre Augen traurig aus.
    
    "Hallo, Patrick", sagte sie, als hätten wir uns gerade gestern zuletzt gesehen.
    
    "G-gut s-siehst du aus."
    
    Sie lachte auf. "Immer noch flink mit der Zunge?"
    
    Mir wurde heiß. "Wie geht es dir so?"
    
    "Naja. Man kämpft sich halt so durch. Und dir?"
    
    "Ihm ist die Frau davongelaufen", sagte Wienert von hinten.
    
    Ich zuckte wieder zusammen. "Wir haben eh nicht zusammengepasst."
    
    "Soso", machte Svenja. Irrte ich mich, oder zeigte ihr Gesicht plötzlich Interesse?
    
    Irgendetwas in mir trieb mich, unseren One-Night-Stand zu erwähnen. Ich öffnete den Mund ...
    
    "Mama?", sagte eine Mädchenstimme hinter mir.
    
    "Patrizia?", sagte Svenja. "Was machst du denn hier?"
    
    Ich drehte mich um. Das Mädchen vor mir war wohl neun oder zehn Jahre alt.Patrizia?
    
    2
    
    Svenja
    
    Die leichte Brise ließ die Tränen auf meinen Wangen gefrieren. Ich stand auf dem Balkon und starrte in die Nacht, über die im Mondlicht schimmernden Schneefelder. "Warum nur?", murmelte ich. "Warum?"
    
    Dieser Abend hätte der ...
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