1. Merlins Kinder 01: Klassentreffen


    Datum: 18.02.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie, Autor: byPhiroEpsilon

    ... schönste meines Lebens werden sollen. Endlich hatte ich meinen Freund überzeugt, mich von meiner Jungfräulichkeit zu befreien. Trotz seiner großen Klappe hatte er es das ganze Jahr, das wir miteinander gingen, nicht gewagt.
    
    "Wir können das noch nicht tun", hatte er gesagt. "Du bist noch keine achtzehn"
    
    "Wir können das hier nicht tun", hatte er an meinem achtzehnten Geburtstag gesagt. "Wenn deine Mutter reinkommt ..."
    
    Ich hätte ihn beinahe angeschrien, dass meine Mutter uns garantiert nicht stören würde, weil sie es genauso sehr wollte wie ich, mich aber gerade noch zurückgehalten.
    
    "Wir können das hier nicht tun", hatte er jedes Mal gesagt, wenn wir auf seinem Zimmer waren. "Wenn meine Eltern reinkommen ..."
    
    Doch dann kam unsere Abiturfahrt. Dort auf der einsamen Almhütte würde es passieren — hatte er mir zumindest versprochen. Doch seine Abende hatte er lieber mit seinen Saufkumpanen verbracht als mit mir, denn "Wir können das hier nicht tun. Wenn einer der Lehrer reinkommt ..."
    
    Aber am letzten Abend, hatte er mir versprochen, würden wir es tun ... "Scheiße, Scheiße, Scheiße", murmelte ich vor mich hin, während ich die Balkontür hinter mir schloss und in die Nacht starrte. Meine Zeit lief ab. Heute plus neun Monate war noch gerade vor meinem neunzehnten Geburtstag, und nur eine Tochter, die ich bis dahin gebären würde, könnte die Familientradition fortsetzen.
    
    Mit Patrick wäre das sicher nicht passiert. Mit dem hatte ich schon im Sandkasten gespielt, ...
    ... und ihn immer um den Finger wickeln können. Aber Mama hatte an meinem sechzehnten Geburtstag den Kopf geschüttelt. "Du kannst das nicht tun", hatte sie gesagt. "Du magst ihn doch zu sehr. Nette Jungs mögen es gar nicht, so früh zum Vater gemacht zu werden."
    
    Wie recht sie hatte. Ihm konnte ich keine uneheliche Tochter zumuten.
    
    "Such dir einen potenten Kerl", fuhr Mama fort, "bei dem es dir nichts ausmacht, ihn fallen zu lassen, sobald du schwanger bist. Schmeiß dich an ihn ran, lass ihn zum Schuss kommen, um den Rest kümmere ich mich."
    
    Fritz war das optimale "Opfer". Ein Großmaul, wie es im Buche stand, der überall herumerzählte, dass er seine letzte Freundin abserviert hatte, weil "sie ihn nicht drangelassen hätte". Ich nahm mir vor, nach dieser Fahrt mal ernsthaft mit Michaela zu reden. So wie er mit mir umging, konnte das nicht der Grund gewesen sein.
    
    Ich merkte, dass ich nervös kicherte. Wo war ich eigentlich mit meinen Gedanken? Statt mir zu überlegen, wie ich mein Problem in den Griff bekam, erging ich mich in Selbstmitleid.
    
    Die Kälte der Nacht biss in meine Haut. Ich holte tief Luft, und versuchte mich zu konzentrieren. Langsam wurde mir wärmer. Ein wenig Kraft hatte ich schon, doch sie würde erst mit der Geburt meiner Tochter zu voller Blüte kommen.
    
    Das war das Geschenk von Herne, dem gehörnten Gott, an meine ferne Vorfahrin. Die Kraft der Magie, weitergegeben von der Mutter auf die Tochter, doch nur vor dem neunzehnten Geburtstag.
    
    Wir waren ...
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