1. Thron


    Datum: 01.03.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie, Autor: bybardo_eroticos

    ... gerade über ihrer Hörschwelle.
    
    „Komm. Komm zu mir. Leiste mir Gesellschaft. Wärme mich. Tröste mich. Unterhalte mich. Befriedige mich. Komm, folge meiner Stimme. Komm zu mir."
    
    Sie konnte nicht erkennen ob die Stimme weiblich war, oder männlich, ob warm oder kalt. Aber sie wiederholte sich, immer und immer wieder. Bis sie die Entscheidung traf ihr zu folgen. Schlagartig verstumme sie. Dafür ertönte eine andere. Laut, schrill und mißtönend. Eine kalte, zynische Männerstimme.
    
    „Ich bin beeindruckt. Steht immer noch am gleichen Platz. Ihre Augen sind grün?"
    
    „Ja, Herr."
    
    Die zweite Stimme war weniger kalt, nicht zynisch und nicht ganz so schrill.
    
    „Jungfrau?"
    
    „Wahrscheinlich. Aber nicht sicher. Wir waren in Eile."
    
    Stille.
    
    Das Rascheln von Stoff. Ein metallisch schabendes Geräusch. Sie hielt die Luft an. Jemand packte den Kragen ihres schlichten Gewandes. Ein reißendes Geräusch und ein leichter Ruck nach vorne. Kühle Luft strich über ihre nackte Haut. Erschrocken keuchte sie auf.
    
    „Sehr gefaßt, nicht wahr."
    
    Eine Hand tätschelte ihre Wange. Am liebsten hätte sie aufgeschrien, doch kein Ton entrang sich ihrer Kehle. Sie zerrten ihr das Gewand zur Gänze vom Leib. Ihr schauerte, teils wegen der plötzlichen Kühle, Teils aus Furcht vor dem Erwarteten.
    
    Ein derber Stoß in den Rücken ließ sie vorwärts taumeln.
    
    „Vorwärts."
    
    Wieder stolperte sie blind über die steinernen Böden. Nach diesmal nur kurzer Zeit hieß man sie zu stoppen. Schaudernd stand sie ...
    ... im kühlen Dunkel. Ketten klirrten. Kalt schloß sich ein eiserner Reif um ihre Kehle. Dann war da wieder diese Stimme. Deutlicher als zuvor, mit einem angenehmen Klang.
    
    „Da bist du ja. Ich hatte gehofft du kommst. Lange habe ich gewartet, doch ich wußte, eines Tages würdest du kommen. Und da bist du. Leiste mir Gesellschaft. Wärme mich. Tröste mich. Unterhalte mich. Befriedige mich. Nimm deinen dir bestimmten Platz ein. Diene mir und du wirst herrschen."
    
    Mit einem groben Ruck riß man ihr das Tuch von den Augen.
    
    „Voilà, hier sind wir. Dein Ziel, deine Bestimmung. Falls wir uns morgen wiedersehen, werde ich dich wohl Herrin nennen müssen."
    
    Unter hämischem Gelächter verließen die Männer sie.
    
    Ihr Blick war als erstes auf den Thron vor ihr gefallen. Er erschien ihr riesig. Drei Stufen aus schwarz-weißem Marmor führten auf ein goldgerahmtes Podest aus demselben Material. Darauf stand er, aus schmucklosem, dunkelgrauem Granit gefertigt. Bis zu seiner Sitzfläche gut ein Schritt hoch, die Lehne noch einmal drei. Zwei Schritt breit und ebenso tief. Die wuchtigen Armlehnen so breit wie anderthalb Hände lang waren. Vom Fuße seines rechten Eck wand sich, gleich einer goldenen Schlange, eine Kette das Podest hinab.
    
    „Willst du mir dienen?"
    
    Wie von selbst formulierten ihre Lippen die Antwort.
    
    „Ja."
    
    „Ich frage noch einmal: willst du mir dienen?"
    
    „Ja."
    
    „Zum Dritten und letzten Mal. Willst du mein sein, mit Leib und Seele? Willst du mir dienen bis zum Ende aller ...