1. Hong Baofeng


    Datum: 10.04.2020, Kategorien: Sonstige, Autor: Reen

    ... Raum.
    
    "Wie gesagt: keine Ahnung. Könnte sein. Ist für die Mädels die einzige Change mal was Großes zu bekommen, die werden bewacht wie Haremsdamen. Vorher keine Möglichkeit und nachher auch nicht mehr. Nicht mal wenn sie verlobt sind dürfen die zwei länger als drei Sekunden allein sein. Nur wenn sie nicht schwanger wird, dann wird einer aus seiner Familie rangelassen. Oder mehrere, bis es klappt. Und alle saufen sich vorher Mut an!"
    
    Er trank aus, schenkte sich nach und wir kamen auf Geschäftliches zu sprechen und nach eine halbe Stunde verschwand er.
    
    Ich duschte und ging ins Bett. Epilieren. War in einem Weiberhaushalt aufgewachsen, drei Schwestern und keine hat sich mehr als einmal epiliert. Zusätzlich zum Umschlag würde ich meinen alten Pinsel, Rasierseife und einen Einwegrasierer einpacken. Mein Brief mit der Beschreibung der Hochzeit, die ich Ma und den Nervensägen versprochen hatte, würde ich sorgfältig verfassen müssen.
    
    *
    
    Rechtzeitig traf ich beim Elternhaus der Braut ein. Bekam einen Schnaps, den ich runterschluckte bevor ich daran dachte, dass ich besser keinen trinken sollte. Aber einen? Mein Einsatz sollte erst in sechs Stunden sein, erst musste Cheng die Braut finden, die ich schon gesehen hatte, als sie mich sah, hatte sie die Augen aufgerissen, war knutschrot geworden und hatte sich hinter eine Traube aus Mädchen versteckt.
    
    Ich setzte mich in einem Stuhl und bedacht, dass sie zum Glück nicht unappetitlich aussah - wenn man auf kleine Mädchen ...
    ... steht sogar sehr ansprechend, nur habe ich lieber was in meiner Größe, so ein Püppchen macht mich nicht wirklich an. Vielleicht sollte ich mir die kleine Blaue die Wolfisberg mir beim Gehen noch zugeworfen hatte, eine halbe Stunde vorher doch noch einwerfen, eingepackt hatte ich sie.
    
    Draußen knallte es. Die Braut wurde von ihren Ehrendamen, die klassische europäische Brautführerinnenkleider anhatten, passend zu ihrem weißen Rokokokleid, wegezogen, ihr Vater rannte hinterher und ein paar Onkel stellten sich an der Eingangstür auf.
    
    Eine Gruppe junge Männer begehrte Einlass, bekam den aber erst nach noch viel mehr Geknalle und lautstarkem Geschimpfe - nahm ich an, verstand kein Wort, mehr als bitte, danke, gutenmorgen und aufwiedersehn konnte ich immer noch nicht, obwohl ich seit drei Wochen mit dem Übersetzer büffelte, 228 Schriftzeichen konnte ich schreiben und entziffern, aber richtig aussprechen noch nicht viel - kamen sie durch die Tür und verteilten sich im Haus. Einer sah mich, stieß einen Anderen an, der mich dreckig ansah. Das würde wohl Bräutigam Cheng sein und ich grinste ihn süffisant an.
    
    Die anderen zogen ihn mit und mit viel Geschrei wurde die Braut gesucht und hinaus geführt und wir hinterher. Alles quetschte sich in ein dutzend Limousinen und im Konvoi fuhren wir zum Elternhaus der Ausgewählten.
    
    Da knallte es abermals zünftig bevor wir eintreten konnten und Braut und Bräutigam knieten vor einem Hausaltar nieder, standen nach ein paar Verbeugungen wieder ...
«1...345...9»