1. Hong Baofeng


    Datum: 10.04.2020, Kategorien: Sonstige, Autor: Reen

    Hóng Baoféng*
    
    © März 2012 Reen van de Magerhorst
    
    Gestresst kam ich nach Hause. Na, ja nach Hause? In das Apartment das die Firma mir hier zur Verfügung stellte. Seit drei Wochen war ich hier und alles war ein Chaos.
    
    "Sagen Sie Ja", hatte die Personalchefin gesagt. "Eine Einmalige Change". "Aber ich spreche doch die Sprache nicht." hatte ich gesagt. "Ach was, die können alle Englisch da, ist doch eine Weltstadt wo sie stationiert werden. Ist doch überhaupt kein Problem für Sie." "Die Produktion da stockt" hatte mein Chef gesagt "wir können unsere Aufträge nicht mehr ausführen. Wir brauchen Sie da." Kurz hatte ich es mir überlegt und dann zugesagt. Wie sollte ich nein sagen zu China? Und alle sprechen Englisch, jawohl. "Mistel" und "Hello" und damit hat sich's. Die Manager konnten noch nicht mal richtig Englisch. Überall hin musste ich einen Übersetzer mit schleppen. Büro Wolfisberg, einen Geschäftskontakt meines Chefs, hatte den unter Vertrag und ausgeliehen für so lange wie wir ihm brauchen würden. Ausgeliehen. Die Stunden wurden uns in Rechnung gestellt. Wenn ich zwei Probleme auf den Weg zur Lösung hatte, waren schon wieder drei Neue aufgetaucht. Eine Sisyphusarbeit.
    
    Beim Concierge bekam ich meine Post. Zwei Umschläge. Einer Weiß und einer Rot. "Rot? Doch noch lange kein Weihnachten", dachte ich. Ich warf sie auf die Frühstückstheke und ausgelaugt fiel ich im Wohnzimmer in den bequemen Sessel und sprang wieder hoch. Das verd.... Ding ist so hart gestopft, dass ...
    ... eine Münze wegspringen würde wenn man sie drauf fallen ließ. Da ich eh stand ging ich zur Bar und genehmigte mir einen Bourbon. Schüttelte mich bei dem ersten Schluck, das Zeug schmeckte wie Medizin. Musste mir dringend einen anständigen Schottischen besorgen. Wieder etwas, das auf die zu erledigen Liste gehörte.
    
    Abwesend nahm ich die Umschläge in die Hände. Der Weiße war von meiner Mutter. Wieder ein Aufmunterungs-/wie-lange-bleibst-du-noch-da-Brief. Roter Umschlag. Chinesische Schriftzeichen. Was sollte ich damit? Wegwerfen? Hin und her gerissen drehte ich das rote Papier in meiner Hand um-und-um. Legte es auf den Tresen, hatte keinen Lust mehr auch nur die kleinste Entscheidung zu fällen. Morgen.
    
    Ich leerte das Glas im stehen, schenkte noch mal nach und verschwand mit dem Glas ins Schlafzimmer. Duschte, nahm nachher noch zwei Schlucke und ließ mich aufs Bett fallen. Wusste doch das ich den Alkohol brauchte zum schlafen. So hart der Sessel ist, so weich war das Bett. Jeden Morgen stand ich verdreht auf.
    
    Beim Gehen am Morgen steckte ich den roten Umschlag noch ein. Ohne Kang Shi Lang**, den Übersetzer, würde ich nicht rausfinden was da geschrieben war.
    
    Während dem Mittagessen zeigte ich ihm den Brief. Er klackte mit seiner Zunge und sah mich staunend an. "Ein hóng Baoféng. Wen kennen Sie denn so gut, dass Sie zu einer Hochzeit eingeladen werden?" Jetzt war es an mir zu staunen. Hochzeit? Hier in China? Von einem der Manager, Zang Zheng Zheng, sei die Einladung. ...
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