1. Alles über Golden Ally


    Datum: 23.04.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byshuffleyourfeet

    PROLOG
    
    Mark saß vor einem linierten Block Papier.
    
    Seine spärlich eingerichtete Einzimmerwohnung war heute ordentlicher als sonst. Und auch er war gepflegter. Heute fühlte er sich stark genug.
    
    Stark genug um mit nunmehr 40 Jahren sein Leben im Detail zu reflektieren.
    
    Eigentlich wie jeder andere Mann in diesem Alter, wenn sie mit ihrer Mid-Life-Crisis zu kämpfen hatten. Nur war er nicht wie jeder andere Mann. Er dachte eigentlich sogar er hätte mithilfe der Anonymen Alkoholiker bereits mit den letzten sieben Jahren seines Lebens abgeschlossen.
    
    Dann lag das unerwartete Päckchen vor seiner Tür. „Alles über Golden Ally" stand darauf und es hatte keinen Absender. Es drohte seine gesamte Disziplin auf einmal zu zerstören.
    
    Er spürte wieder Panik in sich aufsteigen als er an dieses, noch immer ungeöffnete, Paket dachte. Seine Gedanken wanderten weiter zu den Filmen und zu einem kühlen Bier. Schnell schüttelte er sie ab.
    
    "Jetzt bloß nicht alles aufs Spiel setzen, Mark!", rügte er sich laut.
    
    Er zwang sich zurück zu dem Block, der vor ihm lag. Er plante das Geschehene im Detail niederzuschreiben und zu analysieren. Das würde ihm helfen. Ihn weiterbringen. Ruhige und sachliche Analyse, in der er zu jeder Zeit anhalten und zurückblättern konnte. Oder war das nur der erste Schritt in eine erneute Obsession?
    
    Dieses ständige Hinterfragen und Nachdenken. Etwas, dass er schon immer getan hatte. Etwas, dass er verfluchte.
    
    "Noch vor sieben Jahren,", dachte er, ...
    ... "da war alles gut. Wie konnte es nur soweit kommen?"
    
    Ganz altmodisch schrieb er mit einem Bleistift drauf los.
    
    KAPITEL 1: Eine Frau, eine Fantasie
    
    Da Erste was ihm einfiel: vor sieben Jahren, also 2005, als alles angefangen hatte, da war er, Mark Abendschön, auch noch ein Anderer. Mit seinen 33 Jahren fühlte er sich damals als einer der glücklichsten Menschen der Welt. Und außer Kindern hatten er und seine Frau Alena eigentlich auch alles um sich glücklich schätzen zu dürfen.
    
    Er war fest in einer Bank als Berater angestellt und verdiente genug, damit sie sich ein kleines Haus in einem Kölner Vorort leisten konnten, und dessen Kredit er gut geplant hatte. Keine Sorgen also an der Front. Die Lebensversicherung, die private Altersvorsorge und der Bausparvertrag, der ihm als vermögenswirksame Leistung etwas mehr Gehalt zusicherte um den Kredit günstiger zu bekommen. All das war vorhanden. Selbst ohne Alenas kleinen Nebenverdienst aus dem Sonnenstudio, in dem sie drei Mal die Woche jobbte, kamen sie gut aus. Sie konnte all ihr Geld für ihre Annehmlichkeiten ausgeben. Von außen betrachtet ein Traum. Von außen.
    
    "Und das mit den Kindern versuchen wir einfach immer weiter, bis es klappt.", versicherte er ihr immer wieder zwinkernd und lachend, als hätte er einen zotigen Scherz gerissen.
    
    Er dachte damals sie bräuchte diese Durchhalteparolen, so lange wie sie es nun schon versuchten. Heute wusste er, dass es sie nur immer wieder daran erinnerte, dass es einfach nicht ...
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