1. Osterfeuer


    Datum: 15.03.2019, Kategorien: Sonstige, Autor: dolman46

    ... war übel. Sie versuchte vergeblich sich aufzurichten. So kroch sie, sich vor Schmerzen krümmend, zum Klo. Wie üblich war der Deckel oben. Erna hing ihren Kopf über die Schüssel und versuchte zu kotzen. Als sie endlich ihren Mageninhalt von sich gab und würgte hatte sie ihren Abgang. Aus ihrem schoss kam ein Schwall Blut mit Sperma vermischt. Erna hatte zum dritten Mal ihr Kind verloren. Ihr Kind war gestorben und Ernas Seele heute mit ihm.
    
    Karsamstag - Feuer
    
    Am Samstagmorgen kam Harm völlig verkatert nach einem Saufgelage mit seinem Schwiegervater in spe in die Wohnung und wollte das Klo benutzen. Vor Schreck vergaß er sein Vorhaben, als er Erna in einer Blutlache sitzend vorfand. Erst wollte er wie üblich lospoltern, als es ihm endlich dämmerte. Sein Spatzenhirn hatte registriert, dass hier etwas nicht stimmte.
    
    Heulend und singend saß Erna in ihrer Blutlache. Ihre Hände hatte sie auf ihrem Bauch unterhalb der Brust ineinander geschoben. Im Takt eines unsichtbaren Metronoms wiegte sie ihren Oberkörper hin und her. Monoton sang sie die die Worte nach einer Melodie, die nur in ihrem Kopf existierte: "Mein Kind ... wo ist mein Kind? ... mein Kind ... wo ist mein Kind?" und blickte mit leblosen Augen auf ihre Hände. Immer wieder und immer wieder dieser schreckliche Klagegesang Ernas.
    
    "Klaas, kumm na boben to, dor is wat passeert!"
    
    Klaas erkannte die Panik in Harms Stimme und polterte so schnell wie möglich nach oben. Auch er erschrak, als er seine Tochter so ...
    ... sah. Zum ersten Mal seit unendlich langer Zeit empfand er so etwas wie Mitleid mit Erna. Schnell schüttelte er dieses Gefühl ab. Klaas wurde übel als er die Schweinerei auf dem Boden sah. Ihm war klar was hier passiert war. Aber er suchte wie üblich die Schuld für ihr versagen bei Erna. Mit Backpfeifen, der seiner Meinung nach sanfteren Art, versuchte er Erna aus ihrem Schockzustand herauszuholen. Endlich hörte Erna auf zu singen und starrte ihre Peiniger an. Ihr Blick war dabei aber immer noch nicht klar. Grob befahl er ihr aufzustehen, sich zu waschen und die Schweinerei hier weg zu machen.
    
    Wie ein Zombie gehorchte Erna. Sie wusch sich und machte anschließend das Bad sauber. Dann setzte sie sich nackt wie sie immer noch war, auf ihr bett und begann wieder ihren schrecklichen Singsang.
    
    "Mein Kind ... wo ist mein Kind? ... mein Kind ... wo ist mein Kind?" und blickte wieder mit leblosen Augen auf ihre Hände.
    
    Harm hielt das nicht mehr aus und flüchtete zu Klaas, der sich längst wieder verzogen hatte. Beide hatten nichts Besseres zu tun als sich erstmal ein paar Köm achtern Knorpel zu jagen und mit Bier nachzuspülen. Klaas machte danach seinen Üblichen Samstagsrundgang durchs Dorf. Harm blieb allein zurück, zog sich noch ein paar Gedecks rein und legte in der Stube auf das Sofa zum Schlafen hin. Der von oben herabtönende schreckliche Gesang Ernas drang nicht mehr in seinen Suffkopf ein. In aller Ruhe knackte er seinen Rausch aus.
    
    Mit seinem üblichen Kater stand Harm ...
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