1. Bekenntnisse einer männlichen Schlampe


    Datum: 28.11.2020, Kategorien: Humor Autor: 1.antoine

    Memoiren einer männlichen Schlampe und ein bisschen Tratsch.
    
    Ich heiße Michel Angelo Merisi da Caravaggio. Also man nennt mich nur den Caravaggio, weil wir von dem Dorf dort her stammen. Eine Kleinstadt, eine gute Tagesreise östlich von Mailand. Ist so üblich - und auch einfacher, als immer den vollen Namen herunterzuleiern. Ich selbst bin aber ein Großstadtkind, in Mailand geboren, im Jahre des Herrn 1571. Denn meine Eltern lebten zu der Zeit halt in Mailand, und erst 1576, als die Pest ausbrach, verließen wir Mailand und kehrten nach Caravaggio zurück.
    
    Mein Vater war Baumeister und Architekt, im Dienste des Marquese di Caravaggio, der seinen Hofstaat ja in Mailand hatte. Ein Hervorragender! Er hatte so viel mehr drauf als alle diese spanischstämmigen adeligen Schnösel, die ihm die Aufträge gaben und meinten, sie könnten dann seine Arbeit bemängeln, um ein paar Scudi am Preis abzuzwacken! Aber er hatte natürlich keine Chance gegen den Leonardo - der von Vinci - der da in Mailand die Müllabfuhr erfunden hat. Denn der stand ja unter der Fuchtel und dem Schutz der Sforza! Aber er baute wenigstens hauptsächlich Dinger für den Krieg gegen Venezien. Zum Glück - er war ja auch Maler, ein wunderbarer, das muss ich neidlos anerkennen, aber ein bisschen unseriös. Wenn der zum Beispiel ein Bild malte, so ließ er sich`s im Voraus zahlen, aber der Auftraggeber konnte dann schauen, wo er blieb! Wenn nicht alles vertraglich bis aufs letzte Tüpfelchen geregelt war, kriegte er sein ...
    ... Bild jahrelang nicht!
    
    Mein Vater gab mich dann auch in die Lehre bei Messere Peterzano in Mailand, der immerhin selbst bei Meister Tizian in die Lehre gegangen war, da war ich gerade mal 13 Jahre alt. Aber es war schön, dort zu arbeiten. Die karge Freizeit vergnügte ich mich mit den anderen Lehrlingen beim Ballspiel - Gioco del pallone, meistens zu viert - meine große Leidenschaft! Leider hatten wir als Bracciale, womit wir den Ball ins gegnerische Feld schlugen, nur Stoff oder Leinwandfetzen, um sie um den Unterarm zu wickeln.
    
    Und so bin ich halt auch Maler geworden - einer unter vielen. Aber in Mailand - oder gar in Caravaggio - da war nichts zu machen. Das Malerhandwerk ist eine brotlose Kunst! Und Seuchen und Hungersnöte sind nun mal kein fruchtbarer Boden für Kunstmaler. Drum ging ich halt nach Rom. Ich war gerade mal 22 Jahre alt. Aber da gibts schon den Michelangelo Buanarotti, den Botticelli und so weiter, die alle auch noch den Pinsel schwingen.
    
    Aber von dem will ich garnicht reden - obwohl ich ja das "Spotlight" erfunden habe, also, alles dunkel, nur die Gesichter im Licht - sie wissen schon. Haben mir ja andere auch abgeguckt! Vor allem scheinbar ein gewisser Rubens in Holland.
    
    Das Geld möchte ich jetzt haben, was man mal für meine Bilder zahlen wird! Wenn ich nicht da meine "Mäzene" gefunden hätte, nur von meiner Kunst allein könnte ich glatt verhungern!
    
    Am Anfang habe ich mich dafür halt auch prostituieren müssen, um über die Runden zu kommen oder mal ...
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