Fasching Teil 6 von 8
Datum: 31.03.2019,
Kategorien:
Erstes Mal
Autor: byNimmermehr
... Melissas Stelle.
Ich beschloss, besser einen neuen Punkt anzusprechen:
„Melissa, wegen deiner Mutter..."
„Die ist mir egal."
„Weiß ich. Hast du gesagt. Aber Marius wird dafür sorgen, dass sie clean wird."
„Hat sich schon ein paarmal erfolglos versucht."
„Marius wird sie wohl in einer Privatklinik unterbringen, wo sie ein paar Monate völlig von der Außenwelt abgeschottet leben muss."
„Ich glaube nicht, dass ihr das hilft. Sie will es ja selbst nicht."
„So etwas Ähnliches meinte Marius auch. Aber er sagte auch, dass es wichtig wäre, es dennoch zu versuchen."
„Warum?"
„Wegen dir, Melissa." Ich sprach so einfühlsam, wie möglich. „Wegen dir ... Irgendwann könnte es sein, dass es dir und ihr wieder besser geht. Dann werdet ihr miteinander reden müssen. Reden über all das, was passiert ist."
„Kai, denkst du ernsthaft, dass mich meine Mutter um Verzeihung bittet?"
Melissas Ton war so schneidend wie vorwurfsvoll. Ich schluckte kurz.
Für ein solches Gespräch war es gerade definitiv zu früh. Aber ich war in diese Falle in meiner Naivität hineingetappt. Als Arzt war ich in vielerlei Dingen erfahren, aber Gesprächsführung bei schweren Themen, da drückte ich mich gerne drum herum. Hier war aber niemand, an den ich diese Verantwortung jetzt abdrücken konnte. Nun, wer „A" sagt, muss auch „B" sagen. Da musste ich jetzt wohl durch.
„Melissa, vielleicht nicht sofort."
„Und denkst du ernsthaft, dass ich nach all dem...", sie zeigte auf ihren ...
... Körper, „... eine Entschuldigung von dieser Frau akzeptieren würde?"
„Ehrlicherweise nicht. Aber wenn sie versteht, was sie dir wirklich angetan hat und darüber nachdenkt und ehrliche Reue zeigt..."
„Was dann Kai?"
„Nicht heute, aber vielleicht in ein paar Jahren, wirst du dich wieder besser fühlen und vielleicht tun dir dann eine Aussprache und eine professionell geleitete Reflektion mit deiner Mutter gut."
„Mit einem Seelenklempner?"
„Mit professioneller psychologischer Begleitung."
Melissa sah mich durchdringend an.
Elke und Sabine waren völlig still. Die Stimmung war mit einem Mal deutlich angespannt und beinahe gekippt.
Melissa atmete tief durch.
Ich sah, dass sie ihren Ärger herunterzuschlucken versuchte.
„Kai, ich weiß, du meinst es gut. Und ich bin dir auch sehr dankbar dafür. Aber ich sag dir ganz deutlich: Wenn meine Mutter heute verreckt, an ihrer eigenen Kotze erstickt oder sonst irgendwie krepiert... Ich würde zwar nicht jubeln oder auf ihr Grab pissen... Aber ich wäre auch nicht traurig.
Und wenn das passiert, dann könnte ich mit all dem für mich abschließen... Denn dann müsste ich ihr nie wieder ins Gesicht sehen!" Sie schluckte.
„Vergiss nicht, Kai, sie hat bei der Scheiße mehr als nur einmal zugesehen und sie hat Günther sogar noch angefeuert.
Ich bin ihre Tochter!
Und ich war ein Kind!
Und ich habe ihr dabei in die Augen geblickt.
Und sie hat sogar gelacht, als ich mir vor Schmerzen die Seele aus dem Leib geschrien ...