1. Geschichte einer Sirene


    Datum: 31.01.2019, Kategorien: Sonstige, Autor: Sirene

    ... setzte sich beim abschließenden Kaffee zu mir. "Darf ich Sie noch zu einem Schluck an der Bar einladen", fragte er mich. Er war mir schon den Tag über aufgefallen, weil er sich rege an den Diskussionen beteiligt hatte, und weil er sehr wortgewandt war. Er mochte so Ende dreißig oder Anfang vierzig sein und sah gut aus. An seinem Ringfinger steckte ein Ehering. Schau an, schau an.
    
    Ich ging trotzdem mit ihm an die Hotelbar. Verheiratet zu sein, ist kein Verbrechen. Alle anderen hatten sich inzwischen verzogen. Auch jetzt plauderte er fröhlich und erwies sich als guter Unterhalter. Es war mal gerade erst neun Uhr abends. Auf mich warteten zuhause nichts und niemand, nicht mal eine Katze hatte ich ... bis auf die Muschi zwischen meinen Beinen.
    
    Die Hand des Gastes landete wie zufällig auf einem meiner Knie. Ich saß mit übergeschlagenen Beinen auf dem Barhocker ihm leicht zugewandt. Natürlich war mein Rock in dieser Haltung leicht in die Höhe gerutscht, und ich war mir dessen auch bewusst. Ich trug dunkelgraue Nylons und Pumps mit leicht erhöhten Absätzen. Sowas kommt immer an bei Männern. Es ist ein bisschen so wie die Sirenengesänge bei Odysseus. Als Referentin wollte ich tagsüber natürlich gut dastehen. Männer gucken immer erstmal auf das Äußere, bevor sie zuhören. Manche männliche Teilnehmer hören dann aber gar nicht mehr richtig zu, sondern sie glotzen nur noch. Ich kann damit leben.
    
    Ich ließ seine Hand da liegen, wo sie hingeraten war. "In der Minibar in meinem ...
    ... Zimmer gibt es zwei Piccolo", referierte er jetzt, "wollen wir beide die köpfen?" Der Herr Ehemann ließ keine Zweifel an seinen Absichten. Ich war immer noch alleine mit meiner Muschi. Er war nett, er war freundlich, und er sah wirklich stattlich aus. Ich folgte ihm auf sein Zimmer.
    
    Schon im Fahrstuhl machte er den ersten Annäherungsversuch. Er versuchte, mich zu küssen. Ich wich ihm aus. Küsse einen Mann nie zu früh, denn es könnte zu spät sein, um sein Interesse wach zu halten! Ja, wenn ich mit einem Mann auf sein Hotelzimmer gehe, dann will ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Er soll um mich buhlen, er soll sich was einfallen lassen.
    
    Er guckte etwas enttäuscht, dann waren wir in seinem Zimmer angelangt. Er öffnete die beiden Fläschchen und wir stießen miteinander an. "Darf ich meine Krawatte und mein Jackett ablegen", fragte er höflich. Ich hatte nichts dagegen. "Wenn ich auch meine Kostümjacke ablegen darf", antwortete ich. Darunter trug ich ein hauchzartes, schwarzes Unterkleid mit Spitzenbesatz am oberen Rand. Seine Augen hätten nicht größer werden können, als ich schneller als er war. Ich hatte aber auch keine Krawatte zu lösen.
    
    Ich ging auf ihn zu und half ihm, seinen Binder zu lösen. Dann umarmte und küsste ich ihn nun meinerseits. Es war ohnehin völlig klar, worauf das hier hinauslaufen würde. Und hätte ich es nicht gewollt, wäre ich nicht mitgekommen auf sein Zimmer. Ich verführte gerade einen verheirateten Mann. Er würde Morgen wieder abreisen und wir würden ...
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