Emilias Metamorphose
Datum: 01.06.2019,
Kategorien:
Verführung
Autor: Alexander vonHeron
... einem Mal eine weitere Banalität in solcher Heftigkeit ein, dass sie fast über sich selbst laut lachen musste.
Aber all das war wohl nur ein Zeichen ihrer eklatanten Nervosität, die in ihr so heftig ausbrach, dass sie in den langen dünnen und hohen Bleistiftabsätzen beinahe nicht mehr aufrecht und mit sicherem Tritt gehen konnte. Hochhackige Schuhe, die erst recht ihre strammen Waden betonten und ihre langen Beine zur Geltung brachten. Es war schon klar, dass ein Mann wie Doktor Robert Wirth auf genau solche Dinge bestanden hatte, die mit besonderer Erotik und Lasterhaftigkeit schon rein von der Optik her verbunden und als solches assoziiert wurden.
Und dass Emilia sich in solchen Schuhen in den letzten Wochen sehr wohl zu bewegen gelernt hatte, machte sie innerlich nur noch stärker und sicherer. Auch das waren die immer intensiveren und ausgeprägteren Wünsche ihres Mannes gewesen, sich so zu zeigen. In einer gewissen Weise die Vorstufe zur Prostierung, um es so zu nennen, wohlweislich von Prostitution unterschieden, zu der es ja ganz sicher nicht kommen durfte und auch nicht würde.
Noch einmal atmete sie tief durch und fühlte sich erst recht durch das rhythmische Klacken bestärkt, das ihr fester Schritt auf den gediegenen italienischen Fliesen hallen ließ. Sollten die beiden im Spielsalon ihren Schritt nur auffassen wie Morsezeichen, lächelte sie in sich hinein. Und wenn sie den Code gekannt hätte, dann wäre sie wohl in einem kurz-kurz-lang-kurz-lang-kurz ...
... tänzelnden Stakkato verfallen, um deutliche Signale zu setzen, dass sie kam.
Oh ja - ich komme ... lächelte sie für sich verlegen und schüchtern und voller verkappt ängstlicher Erwartungshaltung, während ihr Schritt nur als Klick-Klack-Klick-Klack von den unbedarften anderen vernommen werden mochte. Und das mit dem »... ich komme ...« - das war ihr schon so klar, dass dieser Satz in jener langen bevorstehenden Nacht wohl nicht nur einmal fallen würde!
»Scherraar« führte sie durch das riesige Haus, einen halben Meter vor ihr her schreitend, dabei in seinem Frack und den weißen Handschuhen eher lächerlich als kompetent wirkend. Dass auch er seine Hüften ein wenig schwang, zauberte ihr ein spöttisches Lächeln auf die Lippen, wo sie selbst doch so genau wusste, wie man sich wahrlich bewegen musste, um die Augen der Männer auf sich zu ziehen. Wie man gerade den festen und in diesen roten Stoff so verführerisch gepressten Po schwingen und rollen und schaukeln musste, auf dass ihnen allen wahrlich schon das Wasser im Mund zusammen rann. Der Gang des Dieners hingegen erinnerte sie eher an das Watscheln eines Gockelhahns, der irgendwie versuchte, auf seinem nach hinten herausragenden Stockpo ein Glas zu balanzieren. Und zugleich wirkte es dennoch nur, als hätte er einen Besen geschluckt und ging deswegen steif und gar zu künstlich aufrecht - steif in einem ganz anderen Sinne, als ihr lieb war.
Als die beiden das Ende jenes langen Flurs erreichten, hielt sie inne, ...