1. Weeslower Chroniken I - 1997 - Nadine - Kapitel 1 - Wieder aufgetaucht


    Datum: 19.10.2022, Kategorien: Schamsituation Autor: nudin

    ... gewesen, 10. Klasse, in Sport und der Theater-AG. Und sofort begann es in ihrem Bauch wieder zu kribbeln, trotz des seitdem vergangenen Jahres, trotz Jan und allem anderen.
    
    Ihr war von ihm nur eine einzige Sache als greifbare Erinnerung geblieben. Ein Foto. Ein besonderes. Sie hatte es ihm entwendet, heimlich, und doch hatte sie immer gehofft, dass er sich zusammenreimen konnte, dass sie es gewesen sein musste, und dass er so wenigstens ab und zu mal an sie denken musste.
    
    Während einer Theater-AG-Stunde, die immer im Sozialraum der an die Schule angrenzenden Kirchengemeinde stattfand, war sie einmal aus der Toilette heraus versehentlich falsch abgebogen und hatte sich in Schneiders kleinen Wohnung wiedergefunden, die die Schule von der Kirche für Aushilfslehrer oder Referendare anmietete. Und gleich neben der Eingangstür an einer Pinnwand hingen neben einer Vielzahl von Urlaubspostkarten einige Fotos. Solche, die sofort Nadines Aufmerksamkeit auf sich zogen. Auf denen die Menschen – und darunter fast immer Michael Schneider selbst – nichts trugen. Urlaubsfotos an Pools, an Stränden, von Terrassen und Hotelgeländen. Und allesamt vom FKK. Michael allein, mit Freunden und meistens: zu zweit mit jungen Frauen und Mädchen, kaum älter als sie.
    
    Nadine verließ damals hastig seine Wohnung, in der Angst entdeckt zu werden, mit roten Ohren und aufregenden Bildern im Kopf. Doch sie kehrte sodann in jeder Stunde kurz zurück, für zwei, drei Minuten nur. Denn nun wurde es fast ...
    ... zwanghaft, dass sie das Bild von ihm, das sie sonst hatte – groß, sportlich, männlich, humorvoll, überlegen, aber angezogen – mit dem verglich, was sie hier sah – groß, sportlich, männlich – und ausgezogen. Bereits ohne diese Fotos zu kennen hatte sie, natürlich heimlich, von ihm geschwärmt, wie fast alle Mädchen an der Schule, sehnsuchtsvoll, träumerisch und, wie ihr klar war, vergebens. Doch nun hatte sie es richtig erwischt. Während sie allerdings anfangs magisch von seinem nackten Anblick fasziniert war – perfekt trainierte Muskeln, unglaublicher Six-Pack, wunderbare Haut – und ein nicht anders als überwältigend großer Schwanz, rundherum glatt rasiert -, so galt bald ihre Aufmerksamkeit immer öfter auch den abgebildeten jungen Mädchen an seiner Seite. War eine davon seine Freundin? Oder waren sie alle es mal gewesen? Sie waren durchweg hübsch, schlank, kaum eine älter als höchstens zwanzig, wunderbar anzuschauen. Und allesamt wie er vollständig nahtlos gebräunt und ohne Ausnahme vollkommen blank im Schoß.
    
    Es kam die letzte Stunde. Da griff sie sich spontan eines der Fotos und steckte es ein. Draußen trennte sie eifersüchtig die Hälfte mit der jungen Frau an seiner Seite ab und behielt nur die mit ihm.
    
    Abends, bei einer kleinen Abschiedsfeier mit den Theaterschülern, umarmte er sie zum Abschied vor der Tür, als keiner zusah, enger, liebevoller, inniger als jede andere. Hatte er etwas von ihrer Schwärmerei bemerkt? Er schaute sie lange an, dann gab er ihr einen sanften ...