Weeslower Chroniken I - 1997 - Nadine - Kapitel 1 - Wieder aufgetaucht
Datum: 19.10.2022,
Kategorien:
Schamsituation
Autor: nudin
... ihre Alben durch. Mal zu dunkel, mal zu unscharf, mal nichtssagend. Und oft einfach zu alt, denn wenn es schon viele Monate alt war, dann war es nicht mehr die, wie sie heute war, sondern das Mädchen, dass er noch kannte, unscheinbar, unattraktiv, allzu mädchenhaft. Doch bei denen aus dem Kurzurlaub über Pfingsten, als sie mit Jan, kurz vor ihrer Trennung, nochmal ein paar Tage auf Mallorca – ein Geschenk ihrer Oma – gewesen war, wurde sie fündig. Bezaubernd süß lächelte sie, an eine Palme gelehnt, in die Kamera, schön gebräunt, das lange, dunkle Haar offen über die Schultern fallend. Das könnte sie nehmen, dachte sie. Oder das? Ihr Blick fiel auf ein anderes, am Strand aufgenommenes. Sie zögerte. Sie saß darauf oben ohne auf ihrer Decke, nur mit einem Bikini-Slip bekleidet. Allerdings hatte sie auf dem Bild ihre Beine angewinkelt und die Arme herum gelegt, so dass man ihren Busen nicht sehen konnte. Insofern war es doch harmlos, sagte sie sich. Und sie lächelte darauf so süß, und war so schön gebräunt. Doch, das sollte sie nehmen, das wäre eine schöne Botschaft an ihn. Sie steckte es in einen Briefumschlag, den sie mit seiner Adresse versah, frankierte, und hatte Herzklopfen, als sie den Brief in den Kasten nahe ihres Elternhauses warf.
Seine Antwort erreichte sie nach dem internetfreien Wochenende am Dienstag.
"Danke, Nadine, vielen Dank! - Du bist wirklich noch schöner geworden in der Zwischenzeit. Ich freue mich, einen so hübschen ersten Gast in
meiner ...
... bescheidenen Hütte empfangen zu dürfen. Wenn Du gut ohne Bikini-Oberteil auskommst, dann bist Du hier genau richtig. Und ich
hoffe, es stört Dich nicht allzusehr, wenn andere Leute gar nichts tragen. Hier geht es nämlich recht locker zu, was Badezeug angeht. An
unserem See baden die meisten nackt. Das muss Dich aber nicht stören, Du selbst kannst herumlaufen wie Du magst, also auch bekleidet -
aber den Anblick nackter Menschen solltest Du nicht scheuen. Sollte ich vielleicht vorher erwähnt haben. - Und ich selbst gehöre ja selbst zu
diesen Freikörper-Freunden, wie Du ja vielleicht weißt."
Obwohl sie doch ganz allein im Raum war, überkam sie eine heftige Röte im Gesicht. Oh je, worauf hatte sie sich eingelassen?
Darauf wollte sie lieber nicht unüberlegt eingehen.
"Kein Problem. - Ich habe nicht viel Zeit heute. Morgen mehr!"
schrieb sie nur.
Sie schlief schlecht in dieser Nacht. Viel zu sehr tobten in ihrem Kopf die Gedanken. Hals über Kopf war sie da in etwas hineingeschlittert, was sie längst hinter sich geglaubt hatte, in längst überwunden geglaubte Mädchenträume. Die plötzlich so klar und greifbar wieder vor ihr lagen. Natürlich - all das, was Schneider schrieb, konnte alles oder nichts bedeuten. Vielleicht wollte er einfach nur nett sein, charmant, ein bisschen vieldeutig vielleicht, aber harmlos? Oder?! Immerhin, er schien ja sehr viel jüngeren Mädchen gegenüber wohl nicht abgeneigt, wie ja schon früher seine Nacktfotos gezeigt hatten - und was, spann ...