1. Weeslower Chroniken VII - 2003 Alexandra auf Kreta - Kapitel 3 - Michael und das Kloster


    Datum: 12.05.2023, Kategorien: Schamsituation Autor: nudin

    ... von der Seite her ermutigend an. Vor der Kapelle standen noch mehr Menschen, warteten, unterhielten sich, sahen die beiden Fremden an, viele Frauen in Schwarz, alte Männer in kretischen Trachten, ein paar Jungen, die Alexandra besonders beäugten. Alexandra und Michael nahmen in einer der hinteren Reihen Platz, ließen die anderen vorbei gehen, Alexandra hielt brav ihre Hände auf den Schenkeln. Man saß auf einfachen Holzstühlen, es war recht dunkel, roch nach Myrrhe und Weihrauch, ringsherum brannten Kerzen vor Ikonenbildern. Nun erschienen noch weitere Leute, auch ein paar weitere Teenager darunter, junge Mädchen in knappen Tops und engen Jeans oder Hüfthosen, sehr westlich bekleidet. Immerhin, dachte Alexandra, so bin ich hier nicht ganz allein der Paradiesvogel. Vangelis stand vorn mit gefalteten Händen und wartete geduldig darauf, dass sich all seine Schäfchen einfanden. Er nickte Alexandra und Michael unauffällig zu, machte ihnen Zeichen, dass er für die beiden zwei Stühle ganz vorn reserviert hatte. Alexandra zögerte, aber Michael ergriff wieder ihre Hand, die beiden standen auf und gingen nach vorn. Hier nun saß Alexandra, vorn, unmittelbar am Gang, im Blickfeld so vieler anderer Besucher, aufmerksam beobachtet die schönen freien Schultern, der sehr weite Ausschnitt, die tief gebräunten nackten, sehr langen, wunderschönen Beine. Sie fühlte sich etwas unwohl. Und sie fröstelte, hier drinnen war es sehr kühl, besonders wenn man aus der Hitze von draußen kam, sie spürte, ...
    ... wie spärlich und dünn doch ihr Kleidchen war, eine Gänsehaut überflog ihre Arme, ihren Rücken, selbst ihren Venushügel. Und sie musste höllisch aufpassen, so ziemlich wie möglich zu sitzen, nicht etwa unbedacht die Beine übereinander zu schlagen, damit Vangelis oder jemand anderes nicht ungewollt Zeuge ihrer Blöße darunter wurde.
    
    Die Messe begann, Vangelis fing an zu singen, die Gläubigen stimmten nach und nach ein, dabei besprenkelte Vangelis eine der Ikonen mit einer Flüssigkeit aus einer goldfarbenen Behälter. Alexandra vergaß für den Moment ihr eigenes Erscheinungsbild, sie sah dem Ganzen interessiert und aufmerksam zu. Nach einer Weile beobachtete sie aus dem Augenwinkel auch die Leute, die ganz in das Gebet und die Andacht versunken schienen. Viele der Gesichter waren gegerbt, gefurcht von einem harten, kargen Leben auf der See, in den Bergen. Eines der jungen Mädchen vorn in der ersten Reihe war sehr hübsch, es schielte immer mal zu Alexandra herüber, schaute aber sofort weg, wenn sich ihrer beiden Blicke trafen. Giorgos, der unauffällig am Rand gesessen hatte, stand auf und verschwand. Kurz darauf erhoben sich alle von ihren Stühlen. Jetzt schauen alle auf meinen Hintern, dachte Alexandra. Und tatsächlich, das Kleidchen war vom Sitzen auf dem festen Holzstuhl hinten ein wenig hoch gerutscht und zerknittert. Alexandra zog es mit einer hastigen Bewegung glatt und so weit es ging nach unten. Nach einem letzten Lied ging Vangelis Weihrauch schwenkend und segnend hinaus ...
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