1. Reifeprüfung


    Datum: 10.08.2023, Kategorien: Schwule Autor: bykannix

    Telefone mit Drehscheiben. Plattenspieler. Drei TV-Programme.
    
    Tabus hatten noch ihren Reiz, weil es noch Tabus gab.
    
    *
    
    Unsere Eltern übernachteten nach einer Beerdigung bei Verwandten, meine Geschwister und ich waren allein zu Hause. Die Kleinen schliefen. Mein knapp ein Jahr jüngerer Bruder Daniel und ich hockten auf der Couch im Wohnzimmer und schauten ‚Weites Land'.
    
    Unvergessen das nächtliche Gekloppe -- Heston, als er sagt:
    
    „McKay, das ist der längste Abschied, den ich je genommen habe."
    
    Und Pecks Fazit nach der Prügelei:
    
    „Nun sagen Sie mir, Leach, was haben wir damit bewiesen?"
    
    *
    
    Die Strahlkraft der beiden Filmhelden wirkte noch nach, als längst nur mehr das Testbild über die Mattscheibe flimmerte. Vielleicht quatschten wir deshalb auf einmal so offen und ausgiebig miteinander wie selten zuvor. Ein rarer Moment brüderlicher Vertrautheit. Jenseits aller sonstigen Rivalität.
    
    Schwer zu sagen, ob tatsächlich ausgerechnet diese ungewohnte Eintracht und Nähe die Schuld trug an jenem unwirklich anmutenden Augenblick, als unversehens unsere Zungenspitzen umeinander zappelten. Keine Ahnung, wer damit angefangen hatte. Zuerst erschraken wir fast über unser naives und abseitiges Geplänkel und grinsten bedröppelt. Bis Scham und Verlegenheit einem merkwürdigen Trotz wichen und die vorgestreckten Zungen sich geradezu andächtig umkreisten. Verschwörerisch. Wie zu einer heimlichen Revolte gegen den Muff und die spießige Enge und Strenge des Elternhauses, ...
    ... eine oft beinahe lähmende Schüchternheit, leidiges Erbe mehrerer kleinbürgerlicher, katholischer Generationen.
    
    Nicht mal der Hauch eines Gedankens an Derartiges hatte bislang meine -- Daniels? -- Phantasien gestreift, doch bald umschloss ein Mund den anderen und unsere Lippen und Zungen schmierten übereinander, als hätten wir den Verstand verloren. Der vernünftigere Teil von mir schien daneben zu stehen und ungläubig den Kopf zu schütteln.
    
    Umso mehr, als wenig später Daniels Hand in meinen Schritt kroch und unbeholfen an der Ausbuchtung dort herumfingerte -- und ich meinerseits nach der Beule zwischen seinen Beinen tastete.
    
    Das gegenseitige Schwänzekneten ließ uns noch heftiger die Münder ineinanderwinden, Zungen und Lippen verschmelzen. Mund und Speichel des eigenen Bruders zu schmecken, Daniels Hand an meinen Genitalien, seine Erektion unter dem Jeansstoff zu spüren, fühlte sich unbeschreiblich an. Irritierend. Beängstigend. Aufregend. Geil.
    
    Die Stille im Haus klang, als hielte alles um uns herum den Atem an.
    
    Einen Moment lang verlor sich das deftige Miteinander von Lippen und Zungen in einem betretenen Lächeln, bevor wir doch wieder gierig, regelrecht bockig die Münder paarten und wild die Zungen kreuzten. Daniel begann sogar damit, meinen Penis hervorzuholen. Um anschließend das pochende Glied mit der rechten Hand behutsam zu wichsen. Seine Zunge wühlte in meinem Mund. Dann beugte er sich über meinen Schoß.
    
    Ein letztes merkliches Zögern, ehe er -- zu meinem ...
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