1. Sterne


    Datum: 05.05.2024, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... ausgemacht, das war mir erst hinterher aufgefallen. Meine Adresse hatte sie sicher von Helge. Es war schon nach acht Uhr. Tatsächlich. Ausgerechnet heute schien es eine sternenklare Nacht zu werden. Ob ich sie anrufen sollte, um zu fragen? Immerhin hatte ich ihre Nummer natürlich nach ihrem Anruf abgespeichert.
    
    Egal. Ich konnte ja mein Teleskop schon rausstellen, und alles soweit anschließen. Das würde mir dann die Wartezeit verkürzen. Ich öffnete beide Flügel der Balkontüre. Kühle Herbstluft wehte mir entgegen, als es klingelte. Schade. Endlich. Wie sie da steht. Wie eine Göttin.
    
    Die schwarze Kleidung, ein schwarzer Lederrock und ein Bauchfrei-Top, trotz der relativen Kühle des Septemberabends und eine alte schwarze Fliegerjacke aus Leder darüber, stand ihr hervorragend. Das Gesicht absolut regungslos, wie bei unserer letzten Begegnung im Übungsraum.
    
    "Hallo", kompensierte sie wieder mit ihrer Stimme für diesen Umstand.
    
    "Komm rein."
    
    Sie folgte mir in die Wohnung und ins Wohnzimmer, setzte sich jedoch auf das angebotene Sofa, sondern baute sich stattdessen vor meiner Gitarre auf. Strich zärtlich über Hals und Korpus, drehte sich kurz zu mir um und lächelte mich an. Dankbar. Glücklich.
    
    Ich musste grinsen, fühlte mich einerseits ertappt, wie ein Schuljunge, andererseits froh, dass ich diese emotionale Reaktion in ihr Gesicht gekitzelt hatte. Ihr Blick wanderte zum Teleskop.
    
    "Du siehst dir die Sterne an?"
    
    "Ja. Das war bis vor kurzem mein ganzer ...
    ... Lebensinhalt. Die einzige Quelle für Faszination und Frustration", erklärte ich ihr, in der Hoffnung, sie könne es richtig einordnen. Und, in einem Anfall von Leichtigkeit:
    
    "Und von welchem stammst du?"
    
    Eine berechtigte Frage, wie ich fand. Von diesem Planeten konnte sie unmöglich kommen. Erneut zauberte ich damit ein feines Lächeln in ihr bildschönes Gesicht.
    
    "Das ist ein Geheimnis."
    
    Langsam kam/schwebte sie zum Sofa. Ihre Bewegungen waren unfassbar flüssig und leicht. Zog ihre Stiefletten aus und machte es sich auf dem Sofa bequem.
    
    "Magst du was trinken?"
    
    Ich hatte Wein eingekauft. Bei der Probe hatte sie als einzige kein Bier mitgetrunken, sondern nur Wasser. Trank sie vielleicht gar keinen Alkohol?
    
    "Ja. Ein Glas Wasser."
    
    "Gern. Ich habe aber auch Wein eingekauft."
    
    "Das ist schön. Nicht jetzt. Wir arbeiten gleich."
    
    Zur Bestätigung holte sie bereits Notenblätter aus ihrer schwarzen Stofftasche, die sie mitgebracht hatte, während ich in die Küche lief, um Getränke zu holen. Eine Puristin. Es passte zu ihr. Sie sortierte die Notenblätter noch, als ich mit den Gläsern zurückkam. Was mir Gelegenheit verschaffte, sie mir anzusehen.
    
    Um ihren freiliegenden Bauchnabel herum hatte sie eine dem Stirn-Tattoo ähnelnde Zeichnung, von ineinander verschlungenen Linien, die etwas Hypnotisches an sich hatten. Zwei funkelnde Steine im Bauchnabel selbst, es hätte mich nicht gewundert, wenn das echte Diamanten waren. Schmale Hüften, kleine Brüste, die zu ihrem eher ...
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