1. Prinzessin Lea und der Zauberspiegel


    Datum: 21.05.2024, Kategorien: Humor Autor: Prinzessin__Lea

    ... Ihr Kleid war mehr ein sehr enges Lendentuch aus seltsam glänzendem Stoff, es endete weit oberhalb der Schicklichkeitgrenze. Ihre Beine steckten in feinen Netzen, die sie wie eine zweite Haut umschlossen. An den Füßen trug sie seltsame schwarze Pantoffeln, die bis zu den Knöcheln gingen und unglaublich lange, dünne Spitzen unter den Hacken hatten. Mir war ein Rätsel, wie man in derartigen Schuhen balancieren konnte. Trotzdem sie saß, konnte man ihren hellen mit blauer Farbe bemalten Bauch sehen, denn das Hemdchen unter ihrer weit offen stehenden Jacke endete nur knapp unterhalb ihrer Brüste, die ihr Hemd gefährlich spannten. Ihre großen, grauen Augen gingen gelangweilt zwischen der Schüssel Grünfutter vor ihrer Nase, in der sie mit einer Gabel herumstocherte, und ihrem Herrn hin und her. Sie nickte ab und zu gehorsam und schien daran gewohnt, Befehle entgegenzunehmen. Das war nützlich zu wissen.
    
    Was ihr Herr jedoch sprach, war mir größtenteils unverständlich, ich hatte das Gefühl, er käme aus einem fremden Land und beherrschte unsere Sprache nicht richtig. Zudem schaute auch er häufig auf die bunte Platte, die er auf dem Tisch liegen hatte. Erst jetzt erkannte ich, dass darauf hin und wieder wie von selbst Worte und Bilder auftauchten, ohne Zweifel das Werk eines mächtigen Magiers. Ich überlegte, wie ungeheuerlich die Macht dieses Zauberers sein musste, wenn er all diese Menschen mit solchen magischen Platten versorgt hatte, denn es schien so als trüge buchstäblich ...
    ... jeder hier ein solches Ding bei sich. Zwischendurch hielt der unscheinbar wirkende Mann mit dem sonderbaren Haar, das an den Seiten ganz kurz und nur oben auf dem Schädel lang und glatt war und wie mit Schmalz gefettet wirkte, seine magische Platte sogar vor sein Gesicht, so als wolle er hineinbeißen, und sprach so als unterhielte er sich mit jemandem und es war eine leise Stimme zu vernehmen, so als ob die Platte auf seine Fragen antworten würde. Ich bekam zum ersten Mal Furcht, dass dieses Abenteuer mich an die Grenzen meines Verstandes bringen könnte.
    
    Lea 7
    
    Ich schloss die Tür wieder und ging die Treppe hinauf, diese Welt wurde mir immer unheimlicher. Ich verstand so vieles nicht, die Art wie sie sprachen und diese seltsamen Kutschen. Und wieso bloß entfernten sie ihre Körperhaare? Ich verstand einfach nicht, wozu das gut sein sollte und mir wurde langweilig. Im Schloss wäre ich jetzt zu Merlin gegangen. Merlin, er fehlte mir so sehr und ich hoffte inständig, dass er nach mir suchen würde, am besten vor dieser Versteigerung. Ich wollte mich keinesfalls einem fremden Mann hingeben, aber mir würde wohl keine andere Wahl bleiben, wenn nicht noch ein Wunder geschah und ich in meine Welt zurückkehren konnte.
    
    Traurig ging ich durch die Wohnung, dabei fiel mein Blick auf einen Spiegel, ich schaute mich darin an und erkannte mich überhaupt nicht mehr. Ich sah überhaupt nicht mehr aus wie eine Prinzessin, und in der seltsamen Kleidung fühlte ich mich gar nicht wohl. Nicht ...
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