1. Prinzessin Lea und der Zauberspiegel


    Datum: 21.05.2024, Kategorien: Humor Autor: Prinzessin__Lea

    ... legendären Gelage geladen hatte.
    
    Einer dieser Menschen kam direkt auf mich zu und sprach in einer rätselhaften Sprache zu mir. Erst ein zweiter Blick und genaueres Hinhören enthüllten mir, dass er wohl ziemlich betrunken war, so wie er stank und wankte. Anklagend zeigte er auf mich und lallte erneut etwas in fragendem Ton. "… kommsu denn - hicks - denn her?" Ich musterte ihn schnell. Sein Gewand war zerschlissen und er war kleiner, aber dafür wesentlich dicker als ich. Aber fürs erste würde es genügen. Gerade, als ich den Willenlos-Zauber vorm Gesicht dieses Bierfasses ausgeführt hatte, fiel mein Blick auf drei Männer, die so elegant in schwarzes Leder mit metallisch glänzenden Beschlägen gekleidet waren, dass jedem einzelnen Ritter des Reiches vor Neid der Mund offen gestanden hätte. Das war doch schon eher eines Magiers würdig!
    
    Den Betrunkenen im Schlepptau, dessen Übergewand ich mir flugs als Hüfttuch umgewunden hatte, ging ich auf die drei stattlichen Burschen zu. Bevor der Anführer auch nur die Braue runzeln konnte, standen alle drei unter meinem Bann. Ich sah mich um. Es war erstaunlich, aber die Tatsache, dass da urplötzlich ein nackter Mann vor ihren Augen aus dem Nichts gepurzelt war, ließ die Menschen hier scheinbar völlig gleichgültig. Vielleicht, so überlegte ich, war das ja hier etwas Selbstverständliches? Ich zuckte die Schultern, während ich mir in einem Türdurchgang von dem mir in Größe und Figur her ebenbürtigem Anführer die Sachen geben ließ. Dann ...
    ... befahl ich dem mit den kleidsamen Pfauenfedern am Wams, mir seine Weste zu geben und nahm mir noch den Lederhut des Dritten. So gewandet sah ich sicher unglaublich elegant aus und war nun wieder standesgemäß gekleidet. Nur die Schuhe passten mir von keinem. Hatten hier alle Menschen so kleine Füße? Ich hieß sie allesamt im Durchgang warten, bis sie tausend Atemzüge getan hatten und betrat durch einen winzigen Garten wieder den Rand jenes seltsamen Weges, auf dessen Mitte mir vorhin schon eine unglaubliche Menge verschiedenster Wagen aufgefallen waren, die in schier endloser Folge in unglaublichem Tempo vorbei rollten, ohne dass zu ergründen war, welche Kraft sie vorwärts bewegte, denn Pferde oder Ochsen sah ich nirgends.
    
    Schnell besann ich mich wieder meiner Pflicht. Die Prinzessin zu finden war meine vordringlichste Aufgabe. Ich versuchte einen leichten Kompasszauber, allerdings erfolglos. Anscheinend störten die vielen Menschen hier mit ihrer überwältigenden Präsenz den Erfolg. Im Schloss hatte es meist funktioniert, noch besser draußen im Freien, aber hier fruchtete es nichts. Immer wieder fielen mir die Blicke vorübergehender Leute auf, die mich schmunzelnd, herablassend oder auch angewidert anstarrten. Ab und zu hörte ich Worte wie "Tucke" und "Schwuchtel", deren Bedeutung ich nicht kannte und nur aus der abfälligen Art, wie sie geäußert wurden, erschließen konnte, dass es wohl keineswegs freundliche Worte waren.
    
    Während ich langsam den Weg hinablief und überlegte, wie ...
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