Nutze die Gelegenheit 04
Datum: 27.06.2024,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
Autor: bynovator
Wer, wie ich, täglich mit der S-Bahn zur Arbeit fährt, kennt diese seltsame Mischung von Intimität und Anonymität, die vor allem morgens in den vollen Waggons herrscht. Es beginnt eigentlich schon auf dem Bahnsteig, wo sich nach und nach, immer zur selben Zeit, die selben vertrauten Gesichter einfinden, gut bekannt von den täglichen, gemeinsamen Fahrten und doch Unbekannte, von denen man nichts weiß, außer, dass sie auch immer die gleiche Bahn benutzen. Und natürlich die typischen Gewohnheiten, die kennt man bald zur Genüge und muss eigentlich gar nicht mehr hinschauen, um zu sehen, dass der eine gleich seine Zeitung für den Sportteil herausholen wird und die andere, die schon mit den Ohrstöpseln aufs Gleis gekommen ist, jetzt mit geschlossenen Augen in ihre Musik versunken bleibt, bis sie eine Station vor mir aussteigen muss. Der blonde Wuschelkopf ist morgens immer schon unerträglich fit und strahlt Energie für zwei aus und Lisa, ich hab mal mitbekommen, wie jemand sie so begrüßt hat, ist schon wieder in ein neues Buch vertieft. Viele sind mit ihrem smartphone beschäftigt, andere holen noch Schlaf nach. Eigentlich ist es jeden Morgen dasselbe.
Maike gehört zu den Zeitgenossen, die beim Zugfahren gerne aus dem Fenster sehen. Eigentlich weiß ich gar nicht, wie sie heißt, aber für mich ist sie Maike, weil sie mich an eine Jugendfreundin erinnert, die so hieß und heute vielleicht so aussieht wie sie. Also Maike sieht fast immer aus dem Fenster und ich betrachte sie gerne ...
... dabei. Ich glaube, es sind ihre kurzen, sehr pfiffig geschnittenen Haare, die sie für mich so attraktiv machen. Ja, auch der Rest ihres Körpers, aber die Haare geben ihr eine natürliche Schönheit und zugleich etwas Spitzbübisches, wenn sie lächelt, was sie tatsächlich manchmal tut, wenn ihr Blick in die Ferne schweift. In letzter Zeit ist es ein paar mal vorgekommen, dass sie plötzlich zu mir herüber schaute und unsere Blicke sich trafen. Normalerweise halte ich das nicht lange aus und schaue schnell weg. Aber Maikes Augen hielten mich immer eine Weile fest, weil sie sofort einen stummen Dialog mit mir anfing.
Sonst ist es bei Blickkontakten doch oft so, dass die Gesichter nicht erkennen lassen, was das Gegenüber denkt. Bei Maike war das ganz anders: Indem sie ihre Stirn in Falten legte oder lächelte, den Kopf etwas zur Seite neigte, die Lippen verzog, eine Hand zu Hilfe nahm oder sonst eine kleine Bewegung machte, ließ sie mich ihre Gedanken förmlich wie ein offenes Buch lesen: „Schaust Du mich etwa schon wieder an? Und gefällt Dir, was Du siehst oder ist irgendwas an mir nicht in Ordnung? Du könntest ruhig auch mal eine Miene verziehen und mich nicht so im Ungewissen lassen. Na bitte, geht doch! Mir gefällt übrigens durchaus, was ich sehe und nur nebenbei: Das Lächeln steht dir besonders gut. Schade, dass wir beide zur Arbeit müssen, ich könnte mir ein paar nette Sachen vorstellen, die wir stattdessen jetzt anstellen könnten. Uups, böses Mädchen. Halt Deine Gedanken im ...