Der Frachtkahn der Hoffnungslosen
Datum: 02.07.2024,
Kategorien:
Hausfrauen
Autor: byegonhoppe73
Wieder einmal hat der erstaunliche H.C. Waller Wunder vollbracht, indem er nicht nur die Geschichte von edrider73 übersetzt hat, sondern vor allem die Atmosphäre, die genauso wichtig ist wie die Handlung und die Charaktere. Mein bescheidener Dank reicht nicht aus, um meine Wertschätzung zu vermitteln.
Es nieselte und war kalt vor der alten Bar, direkt an der Reeperbahn, in der sich die Seemänner gerne trafen.
Nur wenige Stammgäste hatten dem Wetter getrotzt. Kapitän Daaland und ein Fremder saßen an einem Tisch in einer Ecke des Raumes, unterhielten sich leise und gossen sich gelegentlich ein Glas von dem billigen, starken Rum ein, den der Kapitän bestellt hatte.
Daaland sei nicht sein richtiger Name, erklärte er dem Fremden. Namen spielten für die Besatzung der Sirene keine Rolle. Sie transportierten die Fracht, die andere Frachter nicht übernehmen würden: rostige Maschinen, Dünger, alte Ziegel und Hölzer. Es war harte, schmutzige Arbeit. Solange die Mannschaft ihre Arbeit erledigte, war es ihm egal, wer sie waren oder wovor sie flüchteten.
Der Kapitän schüttelte den Kopf und brachte seinen zotteligen Bart zum Schwingen. Der Fremde hatte auch einen Bart, der aber dick, voll und dunkel war, im Gegensatz zu seinem Gegenüber mit den weißen Streifen.
Sein Glas stellte der Fremde auf dem Tisch ab und wollte eine weitere Frage stellen, aber bevor er seinen Mund wieder öffnen konnte, sprach der Kapitän.
„Sie haben sie also gekannt, als sie verheiratet war. Woher ...
... kommt sie?"
„Das würde ich lieber nicht sagen."
„Sie hat uns nie einen Anhaltspunkt gegeben. Ich weiß nicht einmal, wie sie herausgefunden hat, dass wir eine Köchin brauchen. Sie ist einfach in Geesthacht aufgetaucht, ist an Bord gegangen und hat gesagt, sie könnte den Job machen."
„So wie sie angezogen war, dachte ich, sie sei eine wahnsinnige Hausbesetzerin, aber als sie den Mund aufmachte, konnte ich erkennen, dass es ihr einmal besser gegangen war. Ich vermutete, dass sie eine Alkoholikerin war, die ihr ganzes Geld durchgebracht hatte und alles tun oder sagen würde, um genug für ihre nächste Flasche zu bekommen."
„Doch Sie haben sie engagiert."
„Ich weiß immer noch nicht warum. Als ich sie in ihre Kabine brachte, wies ich sie an, vor dem Abendessen aufzuräumen. Wir haben uns nach einer Stunde verabschiedet. Wenn sie nicht vorzeigbar aussehen oder das Essen schlecht sein würde, brächte ich sie beim nächsten Stopp an Land."
„Da muss sie ja zufriedenstellend gewesen sein."
„Seit über sechs Jahren arbeitet sie jetzt für mich. Als Sie sie heute bei Aldi gesehen haben, sah sie da so aus wie früher?"
„Ja, ich war überrascht, wie wenig sie sich verändert hat."
„Sie hat sich sehr verändert. Sie hätten sie sehen sollen, als sie zum ersten Mal an Bord kam. Haben Sie eine Art Glühen um sie herum bemerkt?"
„Nein, ich bin ihr nicht sehr nahe gekommen. Wissen Sie etwas über ihre Vergangenheit?"
„Hat sie herumgeschlafen?" Wollte der Kapitän wissen, nach dem ...