1. In der alten Fabrik


    Datum: 25.07.2024, Kategorien: Erstes Mal Autor: byDingo666

    ... war. Nun fuhr es zu ihm herum und wirkte wie ein gehetztes Tier. Sie war ziemlich klein, ein wenig pummelig, und jünger als er, soweit er das erkennen konnte.
    
    „Was machst du hier?", fragte er drohend.
    
    „Nichts!", versicherte sie schnell mit einer piepsigen Stimme und raffte ihre dünne Jacke um sich.
    
    „Das ist gelogen! Du spionierst mir nach!"
    
    „Nein, nein! Bestimmt nicht!" Sie schüttelte so überzeugend den Kopf, dass er ihr fast glaubte.
    
    „Hmm. Was hast du... gerade gesehen?" Er hielt die Luft an bei dieser entscheidenden Frage.
    
    „Äh, n-nichts..." meinte sie, nun allerdings wenig glaubhaft, und schlug die Augen nieder. Offenbar fühlte sie sich alles andere als wohl in ihrer Haut. Ihre Wangen und Ohren nahmen eine rosarote Farbe an.
    
    Das brachte Fred auf einen anderen Gedanken.
    
    „Du warst gestern schon hier, stimmt´s?"
    
    „N... äh, ja", gab sie gedehnt zu. Immer noch sah sie ihm nicht in die Augen und wurde noch roter.
    
    „Du hast mich gestern schon... gesehen?"
    
    Fred schluckte. Er konnte es kaum fassen, wollte es nicht wahrhaben. Die traute Einsamkeit in seiner Fabrik war zerstört. Vage hatte er das Gefühl, dass es nie wieder wie früher sein würde. Nie wieder würde er sich hier wirklich unbeobachtet fühlen können.
    
    „Tut mir leid!" Jetzt flüsterte sie und ließ den Kopf hängen. „Ich wollte nicht zusehen. Aber..."
    
    Sie verstummte mit einer unbestimmten Handbewegung. Irgendwie verstand Fred sie sogar fast. Umgekehrt hätte er vermutlich auch ...
    ... zugesehen.
    
    „Ich sag´s bestimmt niemand!", versicherte sie eifrig und sah wieder zu ihm hoch. Sie hatte große, dunkelbraune Augen und schien noch jünger zu sein, als er ursprünglich gedacht hatte. Wieder glaubte Fred ihr. Vielleicht war doch alles nicht so schlimm.
    
    „Ehrenwort?", fragte er zweifelnd.
    
    „Ehrenwort!", beeilte sie sich, zu versprechen.
    
    Fred suchte nach weiteren Argumenten, aber ihm fiel nichts mehr ein. Was sollte er jetzt noch tun oder sagen? Was sollte er überhaupt mit ihr machen?
    
    „Was tust du eigentlich hier?", fragte er.
    
    Sofort war sie wieder auf der Hut. „Ich kann doch sein, wo ich will, oder? Du bist doch auch hier!"
    
    „Das ist was anderes!", behauptete er. „Ich habe die Erlaubnis des Hausmeisters. Ich passe auf das Haus auf."
    
    Das war eine glatte Lüge, die er sich früher einmal überlegt hatte. Damals allerdings eher für den Fall, dass ein Erwachsener ihn überraschte.
    
    „Das bedeutet, ich muss dich rauswerfen, sonst bekomme ich Ärger!", spann er den Faden weiter. Das trug ihm einen derart panikerfüllten Blick von ihr ein, dass es ihm sofort leidtat.
    
    „Aber... ich kann nicht..." stotterte sie.
    
    „Warum denn nicht?"
    
    „Ich... ich..."
    
    Fred ging ein Licht auf. „Du bist ausgerissen, stimmt´s?", fragte er.
    
    Das Mädchen zögerte kurz und nickte dann seufzend, während sie die Arme um sich schlang. Diese Geste der Hilflosigkeit weckte ihn ihm den Wunsch, ihr zu helfen, sie zu unterstützen.
    
    „Wow, ausgerissen", meinte er bewundernd und überlegte. Er ...
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