1. Alibek


    Datum: 10.08.2024, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: bynicky70

    Für die folgende kurze Erzählung beanspruche ich nicht das Copyright, da sie schon älter als 600 Jahre ist. Damals wütete in Italien nicht das Corona-Virus, sondern die Pest, worauf sich sieben Damen und drei Herren in eine zehntägige Quarantäne begaben. Sie nutzten die Zeit, um sich an jedem Tag zehn erotische Geschichten zu erzählen, die inzwischen als Giovanni Boccaccios Dekameron zur Weltliteratur gehören. Diese Erzählung ist die zehnte des dritten Tages.
    
    Man sieht also, dass man eine Quarantäne auch sehr angenehm und abwechslungsreich überstehen kann.
    
    Bis auf Alibeks konkrete Altersangabe (Ü18-Restriktion, die damals noch keine Rolle gespielt hat), entspricht die hier aufgeschriebene Geschichte dem Original: (https://www.gutzitiert.de/decameron-giovanni_boccaccio-kapitel_8.html)
    
    Alibek
    
    In der Stadt Capsa in der Berberei lebte einmal ein steinreicher Mann, der verschiedene Kinder hatte und unter andern eine sehr schöne, anmutige Tochter, namens Alibek. Diese, die keine Christin war, hörte oft von den Christen, die in ihrer Stadt wohnten, den christlichen Glauben und den Gottesdienst der Christen so sehr rühmen, dass sie einst einen von ihnen fragte, wie man denn am besten und ungestörtesten Gott dienen könnte. Man sagte ihr, diejenigen dienten Gott am besten, die den Lockungen dieser Welt am weitesten entfliehen, zum Beispiel die Einsiedler, die sich in die thebaische Wüste zurückgezogen hätten. Alibek, ein unschuldiges Mädchen, nicht von einem vernünftigen ...
    ... Antrieb, sondern von einer gewissen kindischen Lust getrieben, machte sich sogleich am folgenden Tage heimlich, ohne einem Menschen ein Wort zu sagen, auf den Weg nach der thebaischen Wüste, wo sie auch, nachdem sie in ihrem ersten Eifer alle Beschwerden mutig überstanden hatte, glücklich ankam. Hier ward sie in der Ferne eine kleine Hütte gewahr und näherte sich ihr. Ein frommer Klausner stand an der Pforte, der sich verwunderte, sie zu sehen, und fragte, was sie suche.
    
    Sie antwortete: sie fühle sich von Gott berufen und wünsche sich seinem Dienste zu weihen und jemand zu finden, der sie darin unterrichte.
    
    Der ehrwürdige Einsiedler, der das Mädchen so jung und hübsch fand, fürchtete, der Teufel möchte ihm einen Streich spielen, wenn er sie bei sich behielte. Er lobte ihr frommes Vorhaben, bewirtete sie mit Wurzeln, wilden Baumfrüchten, Datteln und mit einem Trunk Wasser und sagte:
    
    „Meine Tochter, nicht weit von hier wohnt ein heiliger Mann, welcher in demjenigen, was du suchst, ein weit größerer Meister ist, als ich es bin. Zu ihm rate ich dir zu gehen."
    
    Er zeigte ihr auch den Weg zur nächsten Klause. Hier erhielt sie denselben Bescheid, und auf diese Weise ward sie von einem zum andern weiter gesandt, bis sie endlich zu der Zelle eines frommen, andächtigen, aber jungen Einsiedlers namens Rustico kam, dem sie ebenso wie den anderen ihr Anliegen vortrug.
    
    Rustico glaubte eine Gelegenheit gefunden zu haben, seine Selbstverleugnung auf eine große Probe zu stellen. ...
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